• Bewusst Leben,  Sarines Reisen

    Leichtigkeit, Freiheit & echte Sicherheit

    Als mich am Anfang des Sommers einer meiner Mitbewohner fragte „Wovor läufst du eigentlich weg?“, verdrehte ich nur die Augen. Total fantasielos, fand ich. Als ob es keinen anderen Grund für eine Weltreise geben kann, als vor irgendetwas davon zu laufen! Pah, ich reise, weil ich reisen will. Punkt.

    Und das stimmt, ich reise, weil ich reisen will. Aber inzwischen ist mir klar geworden: das andere stimmt auch. Ich liebe das Reisen und Umziehen deshalb, weil ich Veränderung liebe. Ich liebe das Gefühl, loszulassen, mich von altem Krempel zu trennen, irgendwohin zu kommen, wo ich von vorne anfangen kann. Ich liebe das Gefühl, jemandem zum ersten Mal zu begegnen und zu wissen, diese Person kennt mich noch nicht, ich kann ganz anders sein, als das Bild, das ich und alle, die mich kennen, von mir haben.

    Das, wurde mir in der vergangenen Woche klar, ist Weglaufen vor sich selber. Mein Mitbewohner war ganz und gar nicht fantasielos, sondern hat mich einfach besser durchschaut als ich mich selbst. Wir sind halt selten so originell, wie wir denken (und das finde ehrlich gesagt sehr beruhigend). Und das alles ist total egal. Denn es geht nicht um die Wertung. Mich interessiert, was dahinter steckt. Es ist ja etwas Schönes, Freude am Loslassen und Neubeginn zu haben! Das ist Leichtigkeit und die wiederum ist ein essentieller Teil meines Wesens.

    Aber so lange ich der Überzeugung bin, dass ich zur Leichtigkeit nur fähig bin, indem ich mich von Dingen, Menschen und Orten trenne, bin ich nicht frei. Und Freiheit und Leichtigkeit gehören zusammen.

    Frei bin ich, wenn ich meine Leichtigkeit von innen heraus lebe. Wenn ich mich traue, mich für das zu öffnen, was mit Leichtigkeit zu mir/durch mich kommen will – ganz egal, ob das dem Bild entspricht, das ich oder andere von mir haben. Das kann dann natürlich auch ein Ortswechsel sein, oder eine neue Freundschaft oder was auch immer. Letztlich geht ist niemals um das „Was“ sondern immer um das „Wie“, die Intention/Energie dahinter.

    Das Innen bestimmt das Außen. Davon bin ich überzeugt. So lange wir versuchen, ein Ungleichgewicht im unserem Inneren zu regulieren, indem wir am Außen herumschrauben, sind wir in einem Kreislauf gefangen, und können nicht wirklich unser Ziel erreichen.

    Mein Ziel ist: Leichtigkeit leben. Mich öffnen, für das, was in diesem Moment entstehen will. Wenn der Moment vorüber ist: Loslassen, etwas Neuem Raum geben.

    Ich bin, wie die meisten Menschen so sind: sehr sicherheitsbedürftig. Dabei verwechsle ich Sicherheit oft mit Routine, mit Regeln, mit Konformität. Ich liebe es Pläne zu machen und To-Do-Listen zu schreiben, ich mache mir manchmal sogar Stundenpläne für meinen Alltag. Das gibt mir ein Gefühl von Sicherheit. Da diese falsch verstandene Sicherheit aber nichts mit Leichtigkeit zu tun hat, kippt mein Gefühl in dem Moment, wo die Liste fertig vor mir liegt.

    Auf einmal ist alles voller „Müssen“, die Pflicht ruft, der Ernst des Lebens steht vor der Tür und ist nicht zum Spaßen aufgelegt. Hilfe! Bloß weg hier! Aber ich bin ein pflichtbewusster und zuverlässiger Mensch, also quäle ich mich trotzdem durch meine Listen durch, absolviere mein Pflichtprogramm und gehe am Ende des Tages mit dem Gefühl ins Bett, betrogen worden zu sein: „Das kann es doch nicht gewesen sein!? So macht das Leben aber keinen Spaß!“

    Als ich anfing, zu verstehen, dass für mich alles gut funktioniert, was ich mit Leichtigkeit angehe, entstand bei mir ein neues Missverständnis: ich dachte, ich kann nur noch das tun, worauf ich Lust habe, bzw., sollte allem nachgehen, wozu gerade ein Impuls auftaucht. Ich warf also sämtliche Pläne und Listen über Bord und begann, mich treiben zu lassen.

    Zu einem gewissen Grad funktioniert das auch: Wenn ich den Tag damit beginne, etwas zu tun, was mir Spaß macht, kann ich Dinge, die einen eher pflichtmäßigen Beigeschmack haben, mit Leichtigkeit nebenher erledigen. Und manchmal ist es ja auch tatsächlich gut, Impulsen von Außen zu folgen, anstatt an Plänen festzuhalten, als ob sie in Stein gemeißelt wären.

    Der Haken an der Sache war für mich, dass da ein Gefühl von Willkür entstand. Es war, als könnte ich mein Leben überhaupt nicht mehr bestimmen. Ich konnte keine Verabredungen treffen, weil ich nicht wusste, ob es sich am Dienstag in einer Woche für mich richtig anfühlen würde, eine Freundin zu treffen, oder ob dann nicht etwas ganz anderes angesagt sei. Woher soll ich das wissen, wenn doch alles aus dem Moment heraus entsteht?! Wenn ich mich dann doch verabredete, schaffte ich es nicht, die Verabredungen einzuhalten – plötzlich tauchte eben etwas anderes auf, und das würde es doch wohl nicht tun, wenn es nicht wichtiger wäre, oder?

    Eine ebenso haarige Frage war, wie ich die Sache mit den alltäglichen Arbeiten funktionieren sollte. Wie sollte ich die erledigen können, wenn ich doch nichts gebacken bekomme, was ein Muss ist?! Bin ich etwa so eine kapriziöse Künstlerin, die nicht dazu geschaffen ist, sich mit weltlichen Dingen wie Wäschewaschen und Kochen zu befassen? Irgendwie erschien mir diese Schlussfolgerung nicht so ganz sauber, auch wenn der Gedanke zugegebenermaßen einen gewissen Reiz hatte …

    Inzwischen ist mir klar geworden: Leichtigkeit kann zwar nicht erzwungen werden, aber die Leichtigkeit liegt nicht in der konkreten Tätigkeit. Sie liegt in der Herangehensweise. Es ist gut, sich nicht den ganzen Tag von morgens bis abends durchzutakten. Es ist weise, sich einen Spielraum für Unvorhergesehenes zu lassen! (Ich habe mal einen Kurs über Zeitmanagement gemacht, demzufolge man sich in einen Arbeitstag 1/3 der Zeit für unvorhergesehenes als Puffer einplanen sollte – hört sich erschreckend viel an, ist aber meiner Erfahrung nach schlichtweg realistische Planung.)

    Allerdings können wir durchaus bestimmen, wofür wir uns Zeit/Raum geben wollen. Wir müssen nicht jedem Impuls, der von Außen an uns herangetragen wird, reflexartig hinterher springen, wie ein Hund einem Ball, den man wirft. Ich kann mich dazu entscheiden „Heute Vormittag nehme ich mir Zeit, mich mit den Hausaufgaben aus meinem Coaching zu befassen“. Die Kunst der Leichtigkeit liegt darin, mich dabei nicht durch Erwartungshaltungen an das Resultat einzuengen.

    Wir entschließen uns einfach dazu, einen gewissen Raum zu betreten. Da braucht es Fokus, Vertrauen auf die innere Führung und die Entschlossenheit, bewusst eine Entscheidung zu treffen, was in diesem Augenblick wirklich wichtig ist. In diesem Punkt sollten wir offen sein für die Impulse aus dem Außen, aber wichtiger ist dennoch das Gefühl im Inneren: Was ist in diesem Augenblick wirklich wichtig? Ich glaube, wir wissen sehr wohl, wann eine Planänderung wirklich angemessen ist und wann wir uns selber belügen, weil wir uns vor etwas drücken wollen.

    Wenn wir uns für einen Raum entscheiden und ihn öffnen, dann ist es wichtig, ihn mit Neugierde zu betreten. Mit Neugierde und dem Vertrauen zu, dass wir in ihm genau das Passende für uns und diesen Moment vorfinden werden, auch wenn wir es noch nicht vorhersehen können. Das ist Hingabe.

    Wenn wir uns dann noch dann darauf einlassen können, das, was da kommt, in und durch uns wirken zu lassen, dann ist das Leichtigkeit. Plötzlich ist auch die Sicherheit da, – und zwar die echte! – die ich vergeblich in meinen Plänen und To-do-Listen suche: Ich spreche von der Sicherheit, die aus dem Vertrauen kommt, dass nicht wir/unser Verstand/unser Wille eine gewisse Leistung erbringen muss, sondern dass Leistung nichts anderes ist unsere Erlaubnis an eine gewisse Energie, durch uns zu wirken.

    Mit diesen Schlüsseln können wir die großen wie die kleinen Lebensprojekte umsetzen – und sie gelingen gleichermaßen.

  • Bewusst Leben,  Sarines Amritabha

    Vom Wollen und Zufriedensein

    „Es ist alles schon da“, ist die wiederkehrende Botschaft meines Lemurienkristalls. Das ist für mich gerade ein ganz wichtiger Schlüsselsatz. Ich habe oft das Gefühl, dass ich bereits alles habe, was ich brauche, um glücklich zu sein. Aber das spüre ich natürlich nicht immer. Das Wünschen, Wollen und Streben gehört ja auch zu uns und hat auch seinen Platz.

    Mir wird allerdings immer deutlicher, dass das Wollen, das ich meist spüre zu angestrengt und zu anstrengend ist. Das es aus dem Nicht-gut-genug-Sein entspringt und nicht aus der reinen Freude daran, etwas zu erleben/schaffen. Für mich ist das das Kriterium, um zu überprüfen, ob meine Handlungen „gut“, d.h. meinem Ziel (Glücklichsein! Freude verbreiten!) dienlich sind. Denn es ist nicht so sehr die Handlung, sondern vielmehr die Intention, die das Resultat bestimmt. Alles, was ich aus dem Gefühl heraus tue, es sei so noch nicht (gut) genug, ich müsse noch mehr tun, um … – all das führt nur zu einem: nämlich zu noch mehr Gefühl von „Nicht (gut) genug“, „Noch mehr müssen“.

    Dankbarkeit hingegen, also das würdigende Anerkennen dessen, was schon da ist, ist ein sehr machtvolles Werkzeug, um mit Leichtigkeit noch mehr Gutes anzuziehen.

    Mir ist zum Beispiel kürzlich bewusst geworden, wie sehr ich Musik liebe. Ich halte mich für keine besonders gute Sängerin, aber ich singe sehr gerne. Jetzt bin ich „einfach so“ an einem Ort gelandet, an dem regelmäßig gesungen wird. Und zwar in genau der für mich passenden Form: es geht beim Bhajan-Singen nicht darum, dass nur die singen, die das ganz hervorragend können, sondern um die Hingabe, mit der alle singen. Das Singen bleiben zu lassen geht ja recht leicht mit der Ausrede „Ich kann nicht singen“. Aber zu sagen „Ich kann nicht hingebungsvoll singen“ klingt irgendwie nach keiner guten Ausrede, oder? Und kann man etwas eigentlich wirklich „schlecht“ machen, wenn man es mit Hingabe tut? Ich werde es wohl herausfinden …

    Und wenn es sowieso nicht darum geht, etwas zu tun, um uns durch unsere Leistung um etwas (unsere Daseinsberechtigung zum Beispiel) verdient zu machen, sondern um mit unserer reinen Freude am Tun – Achtung, jetzt werde ich tatsächlich das G-Wort benutzen – Gott zu preisen, dann gilt folgendes, und zwar für alles: etwas nicht zu können, ist kein Grund es nicht zu tun. (Diese weisen Worte stammen übrigens nicht von mir, sondern von ALF, Meister des freudigen und leichten Lebens, Held meiner Kindheit.)

    Alles ist schon da. Wir sind bereits versorgt. Also können wir alles, was wir tun, aus der Freude heraus und in Hingabe tun. Das Können und Verfeinern der Fertigkeit kommt dann vom Machen, von der Wertschätzung dessen, was wir bereits tun und können. Es kommt niemals vom Müssen oder Nicht-gut-genug-Sein.