-
Bangkok während der Bestattungszeremonie von König Bhumibol| Reisetagebuch
26. Oktober
Eigentlich ist wohl heute eher Tag 2, da ich ja gestern schon angekommen bin. Aber da ich gestern nichts weiter unternommen habe, als mein Hotel aufzusuchen, mich einzurichten und den Pool zu testen, zähle ich ab heute. Dank wenig Schlaf im Flugzeug konnte ich gut einschlafen, dafür wachte ich nachts auf und lag eine Weile wach – und brachte es einfach nicht fertig, mich nach meinem Wecker zu richten. Als ich das nächste mal wach wurde, war es nach 10. Und ich war genauso platt, als wäre es 2 Uhr nachts – was es für meinen Körper vermutlich auch noch war. Ich begann den Tag, wie ich ihn am Abend zuvor beendet hatte – im Pool, in der Hoffnung, dass Aufweichen vielleicht beim Aufwachen helfen könnte. Tat es auch. Nach einer Weile war ich dann in der Lage, mich anzuziehen und den Tag anzugehen.
Ich hatte schon vor einer Weile einen kleinen Guide auf einem Reiseblog (Nerd Nomads) gefunden, mit Vorschlägen für ein 3-Tage-Bangkok-Programm, die sich gut anhörten. Der Guide heißt What To Do In Bangkok – A 3 Day Bangkok Itinerary. Auf dem gleichen Blog gab es auch einen Artikel mit Besprechungen/Empfehlungen von Unterkünften in den jeweiligen Stadtteilen, den ich ebenfalls sehr hilfreich fand und durch den ich letztlich auch mein Hotel gefunden habe.
Der Name Pas Cher Hotel de Bangkok ist nicht nur lustig, das Hotel ist wirklich nicht teuer. Zum Glück ist es trotzdem sehr gut, nicht nur wegen dem Pool auf der Dachterrasse: habe ein sehr geräumiges Zimmer (wenn ich die Rezeptionistin beim Einchecken richtig verstanden habe, bin ich ge-upgradet worden, warum auch immer), das WLAN funktioniert einwandfrei und vom Straßenlärm ist bei geschlossenem Fenster nichts zu hören. Frühstück werde ich morgen testen, denn das habe ich heute ja verschlafen. Ach ja, das Wichtigste (für mich jedenfalls): die Dusche hat ordentlichen Druck. So. Now you know Bescheid.
Ich hatte mir für heute vorgenommen, wie im Guide empfohlen, mit der Fähre den Fluss hochzuschippern und mir diverse Tempel und Denkmäler anzusehen (vor allem Wat Pho, den Tempel mit dem riesigen liegenden Buddha). Der Plan ließ sich so nicht wirklich umsetzen, denn heute war die Bestattungszeremonie für König Bhumibol, (was ich sogar gelesen aber irgendwie wohl doch nicht registriert hatte).
Auf die Fähre kam ich noch. Die war heute sogar gratis, ebenso wie Wasserflaschen, die an vielen Ständen ausgeteilt wurden. Ich hatte immerhin so viel verstanden, dass sie nicht die ganze Strecke fahren würde, sondern nur bis zur Memorial Bridge, dass der reguläre Bootsverkehr erst wieder am 14h in Betrieb sei.
Ich war ziemlich beeindruckt davon, dass es überhaupt nicht stressig war, in diesem Menschenmeer mitzutreiben, das zu den diversen Gedenkstätten unterwegs war, um dem König die letzte Ehre zu erweisen. Etwas anderes blieb mir gar nicht übrig, als dem Strom zu folgen und es war irgendwie ganz schön. Wie gesagt, gar nicht stressig, die Menschen und der Ort hier strahlen eine unglaubliche Gelassenheit aus. Alle trugen schwarz, ich hatte zufällig immerhin eine schwarze Hose an, aber ich hatte so oder so nicht das Gefühl, dass mir oder meinem weißen Hemd jemand sonderlich Beachtung schenkte. Touri eben, und davon gibt’s hier genügen, auch wenn ich an diesem Tag oft lange Ausschau halten musste, um andere zu sichten.
Ich hatte das Glück, dass jemand irgendwie verstand, dass ich zum Wat Pho-Tempel wollte und er mich quasi dorthin lotste. Es ist so schön zu erleben, wie hilfsbereit Menschen manchmal sind, einfach nur so, und mit wie wenigen Worten man sich verständigen kann. Da machte es mir fast nichts mehr, dass ich am Ziel schließlich erfuhr, dass dieser Tempel heute geschlossen habe. D. h., ich fand es wirklich nicht so schlimm, denn irgendwie war dieser ganze Weg dorthin schon ein Erlebnis gewesen.
Ich war trotzdem vom vielen Laufen und der Hitze doch etwas schlapp geworden und hatte ja auch noch nichts gegessen … Das Café, das ich betrat, war voll. Als ich fragte, ob ich die Toilette benutzen dürfe, schickte man mich zum Hotel am Ende der Straße, das offenbar zum Café gehörte und wo ich nicht Schlange stehen müsse. Ich war zugegeben etwas skeptisch, ging aber trotzdem zu dem Hotel und es war tatsächlich ganz nett, mit einem Restaurant am Wasser, weshalb ich mich dazu entschied, hier auch zum Essen zu bleiben. Die Preise waren natürlich etwas gehobener als an den Straßenständen, aber es waren doch so viele Einheimische im Lokal, dass ich nicht das Gefühl hatte, in einer kompletten Touristenfalle gelandet zu sein. Ich bestellte Pad Thai (mein erstes, also habe ich keinen Referenzrahmen, aber es war lecker!) und saß eine ganze Weile einfach nur um auszuruhen. Ich war zufrieden, dass ich an diesem Ort gelandet war, den ich von mir aus vermutlich nie gefunden hätte. Noch so eine schöne Fügung.
Als ich mich irgendwann auf den Rückweg machte, stellte ich fest, dass die Menschenmengen mich zwar nicht stressten, dass ich deswegen aber noch lange keine Lust hatte, ewig Schlange zu stehen, was zu diesem Zeitpunkt die einzige Möglichkeit war, um mit einer der Fähren zurück zu fahren. Also beschloss ich zu laufen, es sah auf der Karte auch ganz simpel aus. Simpel war es auch – aber ganz schön weit!
Wenn ich zum ersten Mal an einem Ort bin, bin ich gerne zu Fuß unterwegs, einfach um ein Gefühl für die Dimensionen zu bekommen. Ich hatte ja schon vom Sky Train, der mich vom Flughafen in die Stadt fuhr, gesehen, dass Bangkok groß ist. Der Spaziergang zurück gab mir dann nochmal ein Gefühl dafür, wie groß – und heute habe ich ja nur einen Teil der Stadt abgelatscht!
Als ich in meinem Viertel wieder ankam, steuerte ich dann auch direkt den Massage-Salon an, der mir heute Morgen auf dem Weg zur Fähre aufgefallen war. Die erste Fußmassage meines Lebens und ganz sicher nicht die letzte. Die Masseurin fragte mich öfter zwischendurch „You happy?“, was ich immer bejahte. Obwohl sie vermutlich wissen wollte, ob ich mit der Behandlung zufrieden sei, erschien es mir trotzdem sehr passend, dass sie mich fragte, ob ich glücklich sei. Und es ist ein schönes Gefühl, die Frage ehrlich mit Ja beantworten zu können.
Inzwischen war es 18h und als ich zurück ins Hotel kam ging ich, ihr ahnt es, erstmal wieder in den Pool (den außer mir übrigens niemand wirklich zu nutzen scheint). Zu Abend aß ich an einem Stand auf der Straße und auch hier machte es nichts, dass ich das Menü-Schild nicht verstand (bis auf den Preis, 50 BHT), ich deutete einfach auf die Zutaten, die alle schön aufgereiht standen und dann gebraten wurden.
Wenn ich Wat Pho wirklich sehen will, dann muss ich entweder meinen einzigen verbleibenden (ganzen) Tag, also morgen, darauf verwenden, noch einmal die gleiche Route wie heute zu machen – oder ein anderes Mal nach Bangkok zurück kommen. Ich glaube, ich bin eher für letztere Alternative … Morgen will ich in den Park. Es gibt zwar viel Grün in den Straßen, aber ich brauche doch ein bisschen mehr.