Bewusst Leben,  Sarines Reisen

Über das Zuhause im Inneren

Eine Weile dachte ich, dass ich meinen Blog zu einem Reiseblog machen und vor allem Bilder von den Orten posten wollte, die ich besuche. Das war wohl der Punkt, an dem sich ein Missverständnis einschlich: Ich hatte plötzlich die Vorstellung, dass ich nicht mehr darüber schreiben könnte, was in meinem Inneren vor sich ging. Nachdem ich meine Website überarbeitet hatte, um auch meine Arbeit zu präsentieren, kam noch hinzu, dass ich plötzlich glaubte, „seriöser“ (was auch immer das ist) auftreten zu müssen, nicht mehr „einfach so drauf los schreiben“.  Aber was mich vor allem blockierte war dieser Gedanke: „Du hast all diese wundervollen Begegnungen und Erlebnisse und darfst all diese wunderbaren Orte besuchen – du hast kein Recht, dich schlecht zu fühlen, geschweige denn darüber zu sprechen. Das ist nur Jammern. Außerdem würde Mama sich Sorgen machen, wenn sie das liest.“ Also habe ich irgendwie aufgehört zu schreiben.

Veränderung | Es geht nie um die Situation, sondern immer um die Perspektive


Wie du siehst, hat sich etwas verändert, und wie immer ist es nicht die Situation, sondern meine Perspektive. Ja, diese Reise ist eine große Sache, besonders jetzt, wo sie immer noch so schön neu ist (obwohl: nicht wirklich, ich lebe schließlich seit Februar aus meinem Rucksack). Also gibt es natürlich Bilder von den Orten, die ich besuche. Aber es dürfte keine große Überraschung für diejenigen von euch sein, die mich kennen: Es ist die innere Reise, an der ich viel mehr interessiert bin. In dieser Hinsicht wird sich dieser Blog wohl niemals ändern. Es wird immer darum gehen, was in meinem Inneren vor sich geht, weil es das einzige ist, über das ich mit Leidenschaft schreiben kann. Nicht weil ich eine egoistische oder narzisstische Person bin, sondern weil meine Perspektive auf das Leben die einzige ist, über die ich mit Gewissheit sprechen kann. Oder, wie Thoreau es in seinem Vorwort zu Walden formulierte:
 

„In den meisten Büchern wird das Ich oder die erste Person weggelassen; in diesem [Walden] wird es beibehalten; das ist in Bezug auf den Egoismus der Hauptunterschied. Wir erinnern uns gewöhnlich nicht daran, dass es immer die erste Person ist, die spricht. Ich würde nicht so viel über mich selbst sprechen, wenn es jemanden gäbe, den ich genauso gut kenne. “ (meine Übersetzung)
 

Was ist mit dem Blog-Titel überhaupt passiert? Warum ich Road to Walden verlassen habe.

Meine Reise um die Welt – Warum der Anfang ein Schock war

Ja, ich darf viele wundervolle Dinge tun, all möglichen tollen Orte besuchen, Leute treffen, die wirklich nett und großzügig zu mir sind. Und dennoch war der Beginn dieser Reise ein Schock. Einfach weil sie sich anders gestaltet hat als ich es mir vorgestellt hatte. Als ich mich nach meiner Trennung letztes Jahr dazu entschloss, dachte ich, ich wollte die Welt erkunden, Freunde besuchen, die ich schon lange nicht mehr gesehen habe, und herausfinden, was ich mit meinem Leben anfangen will. Denn das einzige, was ich zu dem Zeitpunkt wusste war, dass ich den Weg, auf dem ich gewesen war, nicht fortsetzen konnte. Ich hatte mich in eine Ecke gemalt, und es war an der Zeit, da raus zu kommen.

Als ich nach Amritabha kam, wollte ich mich besser kennenlernen, was ich auch tat. Eine der großen Erkenntnisse, die ich dort hatte, war dass diese Reise viel mit dem Weglaufen vor mir selbst zu tun hatte. Ich habe darüber schon einmal geschrieben, und ich werde wahrscheinlich weiter darüber schreiben, weil es das ist, worum sich alles dreht, was ich gerade durchmache. Ehre wem Ehre gebührt: ich hatte diese Erkenntnis nicht „einfach so“. Jaruh, spiritueller Lehrer und Amritabha-Bewohner, machte mich darauf aufmerksam. Natürlich ging das anfangs nicht gerade runter wie Öl, ich war total empört und lehnte die Idee damals ab. Ich habe darüber geschrieben und warum ich meine Meinung hierzu geändert habe.

Hör auf, von dir wegzulaufen und finde stattdessen das Zuhause in dir

Als ich über die Empörung hinweg war und in der Lage war, die Wahrheit seiner Beobachtung zu sehen, dachte ich: „Okay, dann mache ich diese Reise zu einer Reise zu mir selbst, um nicht mehr wegzulaufen. Ich will sie nutzen um die Geborgenheit und die Sicherheit in mir zu finden, die ich bisher immer in anderen Menschen und äußeren Umständen gesucht habe (wie z. B. einem unbefirsteten Arbeitsvertrag). Ich weiß, dass diese Art von Sicherheit „da draußen“ nicht existiert. Sie existiert in meinem Inneren und ich werde diese Reise machen, um sie zu finden, damit ich mich zu Hause fühlen kann, wo immer ich bin. Und damit ich mich an einem Ort (und in einer Beziehung) niederlassen kann, ohne meinen zukünftigen Partner und meine Umwelt mit der Forderung zu belasten, mich glücklich zu machen und eine Sicherheit zu bieten, die sie mir gar nicht geben können, wenn ich sie nicht auch in mir spüre.“

2016 | Das Jahr, in dem der Samen für diese Reise gesät wurde

Wie heißt es so schön: Sei vorsichtig mit deinen Wünschen, sie könnten erfüllt werden. Und das könnte ganz anders aussehen, als du vielleicht erwartet hast. Jedenfalls läuft das bei mir so. So z. B. Anfang des Jahres 2016, als ich Agni’s Vorhersage las (ich glaube jedenfalls, dass es war seine war), dass dies ein Jahr der Heilung sein würde. Ich dachte „Oh, das hört sich toll an!“ Ich schrieb außerdem drei Worte in großen fetten Buchstaben auf ein Poster, das ich über meinen Altar hängte. Es waren Qualitäten, die ich für wünschenswert hielt, und ich dachte, das Poster würde mir helfen, mich auf sie zu konzentrieren und sie so zu kultivieren. Die Wörter waren „Glücklichsein – Mut – Vertrauen“.

Heilung bedeutet manchmal Schmerz zu erkennen

Ratet mal, was in diesem Jahr passierte? Es bescherte mir viele Situationen, in denen Heilung stattfand – indem alter Schmerz an die Oberfläche kam, manchmal mit heftiger Gewalt. Es war ein Jahr, das mich mit vielen Situationen konfrontierte, in denen ich mutig sein musste. Es gab mir reichlich Gelegenheit, Vertrauen zu üben, weil nichts mehr übrig war. Vieles von dem, was in diesem Jahr geschah, war ein Schock und überhaupt nicht das, was ich vorhatte, als ich diese Worte schrieb oder den Begriff „Heilungsjahr“ hörte: Panikattacken zwangen mich, der Tatsache ins Auge zu sehen, dass ich ausgebrannt war, mein Arbeitgeber belagerte meinem Arzt mit Andeutungen, dass ich lediglich vorgäbe, krank zu sein, und erkannte, dass ich die Beziehung zu dem Mann auflösen musste, mit dem ich fast neun Jahre zusammengelebt hatte und dem ich erst drei Monate zuvor das Ja-Wort gegeben hatte.


Glücklichsein, auch wenn’s schmerzhaft ist

Und trotz alledem, ja, 2016 war auch ein Jahr voller glücklicher Momente. Und wie. Ich habe die Kristallheiler-Ausbildung bei Dauri Neumann absolviert. Es war ein echter Meilenstein für mich: Ich habe nicht nur erkannt, dass meine Wahrnehmung so viel besser war, als ich dachte und dass ich sehr gut darin bin, meiner Intuition zu folgen. Es hat mir auch gezeigt, dass dieser Teil von mir immer funktioniert, auch in Momenten wo ich körperlich und mental so überwältigt war, dass Einkaufen selbst mit einer Einkaufsliste nahezu ein Ding der Unmöglichkeit war. Diese Ausbildung zeigte mir auch, dass ich nicht nur Heiler geworden war, sondern dass Heilersein ein großer Teil von mir ist, der bereits existierte. Ich hatte ihn mit Dauris Hilfe enthüllt.

Intuition | Das Ding, das immer funktioniert, egal unter welchen Umständen

Zwischen den Ausbildungsblöcken sollten wir üben, indem wir Heilung gaben. Ich neigte zu dem Zeitpunkt ja noch mehr dazu, meine eigenen Fähigkeiten zu bezweifeln, aber irgendwie hatte ich kein Problem damit, einen Behandlungsraum bei Butik Ametist zu mieten, dem örtlichen Esoterikladen, der von der lieben Therese geführt wird. Mit genau dem richtigen Maß an Zuversicht und Naivität schuf ich ein Facebook-Event, fragte Therese, ob sie es auf ihrer Geschäftsseite teilen würde (was sie tat), und bat meine spirituellen Helfer, die Leute zu mir zu schicken, denen ich helfen könnte. Am ersten Tag gab ich fünf Behandlungen nacheinander und erkannte, dass vier mit ein paar Pausen dazwischen wahrscheinlich besser gewesen wären, aber hey: Ich war einfach so begeistert, dass die Leute tatsächlich an dem interessiert waren, was ich anzubieten hatte. Und dass ich die ganze Zeit die gleiche Sicherheit spüren konnte, die ich während der Ausbildung verspürte: Das bin ich, das kann ich. Ich kann mich nicht einmal erinnern, jemals zuvor in meinem Leben so gefühlt zu haben. Ich war immer der Typ gewesen, der super Leistung erbrachte und dabei permanent mit Selbstzweifeln kämpfte. Etwas zu tun und gleichzeitig zu fühlen, dass ich dazu in der Lage bin – das war neu. Das war definitiv ein großer, fetter, Glücklichmoment in diesem Jahr.

Meine Hochzeit | Keine Lüge, nur anders als ich es dachte

So seltsam es auch klingen mag: Auch die Hochzeit gehört zu den Glücklichmomenten des jahres. Es gab nie einen Moment, selbst während der Trennung, wo ich sie als eine Lüge empfand oder wo ich plötzlich entdeckte, dass ich an dem Tag doch Zweifel gehabt hatte (oder vielmehr in dieser Woche, wir hatten so viele Freunde und Familie, die uns schon vorher besuchten, dass es eher wie eine einwöchige Feier gewesen war). Es war einfach nicht das, wofür ich es gehalten hatte. Ich denke, es war eine Feier all der Liebe, die Peter und ich damals in unserem Leben hatten, und ich denke, es hat mein Herz dafür geöffnet, die Wahrheit zu akzeptieren, die ich an unserer Liebe aus den falschen Gründen festhielt. Nämlich aus Angst. Angst davor, in meinem Leben keine andere Quelle der Liebe zu haben, außer dieser einen. Und zwischen der Angst, dass es keine andere Liebe geben könnte, und der Wahrheit, dass wir einfach nicht als Paar zusammen gehörten, hatte die Angst immer gewonnen. Die Hochzeit zeigte mir, wie viel Liebe es für mich gab. Wie ich schon sagte, ich denke, das war nötig, damit ich der Wahrheit ins Auge sehen und loslassen konnte.

Wahrheit | Manchmal kommen glücklich und schmerzhaft im Kombi-Pack

Und das ist vielleicht das wichtigste „Glücklich“ dieses Jahres: die Wahrheit anzuerkennen. Ich erinnere mich, wie ich inmitten des Schmerzes und des Schocks der Erkenntnis dieser Wahrheit, die wir so lange verdrängt hatten, das Gefühl hatte, dass es endlich wieder gut war. Das war zwar nicht das, was ich gewollt hatte, aber genau das hatte ja das Leiden verursacht: meine ganze Energie darauf zu verwenden, zu versuchen etwas (oder jemanden) dazu zu zwingen, etwas anderes zu sein als es war. Wahrheit ist Glück, weil die Wahrheit Menschen und Dingen erlaubt zu sein, wer und was sie wirklich sind.

Unsere Wahrheit nicht zu leben, macht uns unglücklich

Ich meditiere morgens über das Mantra „Ich bin glücklich, ich bin Liebe, ich bin Licht“. Und obwohl ich nicht behaupten kann, dass ich dies zu allen Zeiten während des Tages spüre (logo, wenn ich es täte, brauchte ich nicht zu meditieren), glaube ich zu 100% an die Wahrheit dieses Mantras. Glück ist der Kern unseres Wesens. Gleichzeitig sind wir hier als ganz konkrete Wesen mit unterschiedlichen Qualitäten. Wie wir dieses Glücklichsein leben, ist für jeden anders. Wenn wir uns selbst versagen, unser individuelles Glück zum Ausdruck zu bringen (und ab und zu machen wir andere, besonders unsere Liebsten, zum Vorwand dies nicht zu tun), dann „fallen“ wir aus unserer Wahrheit „heraus“, und das macht uns unglücklich. Als wir uns trennten, war es die Anerkennung der Tatsache, dass wir das schon lange gemacht hatten. Und damit begannen wir wieder unsere Wahrheit zu leben, weshalb auch plötzlich das Gefühl wieder da war, dass alles wieder gut war, obwohl dieser Moment auch ein Tiefpunkt war.

Der Kreis schließt sich | Was die Lektionen des letzten Jahres mit heute zu tun haben

Während ich das hier schreibe, wundert sich ein Teil von mir: „OK, worauf willst du damit hinaus? Du schwafelst mal wieder nur rum, und wie oft willst du dir die Geschichte von 2016 eigentlich noch erzählen? Was hat das alles mit dem Hier und Jetzt zu tun?“ Und ich denke, ein Teil davon ist wahr: Ich bin gerne ausufernd, mich kurz zu halten erfordert viel mehr Arbeit als lange Texte, ich verliere mich in Details (gleichzeitig hilft mir jedoch genau das, um zum Kern der Dinge zu kommen). Aber abgesehen davon gibt es echte Gründe, warum 2016 hier und jetzt wieder auftaucht:

1. Manchmal ist es keine Frage der Liebe, ob man zusammen ein Leben aufbauen kann

Es war ziemlich genau vor einem Jahr, dass Peter und ich uns getrennt haben. Tatsächlich muss gerade jetzt die Zeit gewesen sein, als wir durch die Phase gingen, wo wir ständig weinten, über alles sprachen, und als ich mich fragte, wie es möglich sein könnte, dass es so viel Liebe zwischen zwei Menschen gibt und das dennoch nichts daran ändert,  dass es nichts zu kitten gab, dass dies kein Neuanfang war, zumindest nicht zusammen.

2. Dich zu entscheiden, Dinge anders zu machen, bedeutet nicht, dass Du sofort weißt, wie es geht.

Obwohl ich allen, die mich fragten, wann ich meine Reise anfing, erzählte, dass sie bereits begonnen hatte, unterlag ich wohl auch einer gewissen Vorstellung von der Bedeutung der äußeren Reise, besonders von dem Teil, der mich weiter weg führte, zum andere Seite der Welt sozusagen. Jetzt, wo dieser Teil begonnen hat, bin ich mit der Realität konfrontiert, die ich bis jetzt zwar verstehen, aber nicht bis ins Knochenmark spüren konnte: dass es nur eine einzige Reise gibt, und zwar mein ganzes Leben. Die Entscheidung, die ich letztes Jahr getroffen habe, den Weg der Selbstverleugnung und des damit verbundenen Leidens zugunsten des Herzensweges zu verlassen, war nur der erste Schritt.

Bloß: dass ich mich zu diesem Schritt entschloss, bedeutete noch lange nicht, dass ich sofort wusste, wie es anders geht. Es ist ein Lernprozess. Und in dem bin ich jetzt. Und vor allem jetzt, wo ich recht schnelle Ortswechsel habe, wird mir eines ganz klar: Es geht um die Schritte im Inneren. Ich finde mich zur Zeit ständig in den gleichen Situationen wieder, egal wohin ich komme. Denn so wundervoll alles und jeder ist, fühle ich mich oft so fremd und voller Heimweh – manchmal so sehr, dass es körperlich schmerzt. Hier kommt das Weglaufen und das Sich-im-Innen-heimisch-Machen ins Spiel.

3. Wenn Du dir eine bestimmte Eigenschaft wünschst, wird sie dir nicht einfach serviert, sondern es werden dir Möglichkeiten gegeben, sie zu kultivieren.

Das bringt mich zurück zum Anfang des Jahres 2016, wo ich diese Worte Glück, Mut und Vertrauen über meinen Altar schrieb: Das Leben präsentierte mir Situationen, die mir dabei geholfen haben, diese Qualitäten zu kultivieren, weil ich sie mir gewünscht hatte. Das Leben präsentiert mir jetzt Situationen, von denen ich glaube, dass sie genau das sind, was ich brauche, um in mir den Weg nach Hause zu finden. Es gibt keinen anderen Weg, es zu finden, als mit Situationen konfrontiert zu sein, in denen es unmöglich ist, mich in der Illusion hinzugeben, dass ich es „dort draußen“ gefunden habe. Ich nehme an, dass ich mich deshalb derzeit so oft so fremd und heimatlos fühle, damit dieser Teil der Reise schneller geht. Denn die Vorstellung, die ganze Zeit nur mit diesem Thema zu verbringen … ich weiß nicht, ich glaube es geht um mehr. Nicht, dass ich mir einbilde, dass man gewisse Lebensthemen so ein für alle mal abhaken kann.


Sich selbst treu zu sein ist nicht immer einfach, aber sich untreu zu sein ist auf dauer schwerer

Da ist ein weiterer Aspekt, der mit 2016 zusammenhängt: Ich bin glücklich, auch wenn es gerade kein ständiges Picknick im Park ist, denn ich bin mir selbst treu, genau wie damals. Das ist zwar nicht immer einfach, aber ich entscheide mich lieber für Wahrhaftigkeit als für die Depression, die mit Selbstverleugnung einhergeht. Und es hilft, sich vor Augen zu halten, dass der wirklich schwierige Teil die Angst vor dem Unbekannten ist, es ist nie wirklich das Unbekannte.

Veränderung braucht Zeit, Rückschläge sind Teil des Lernprozesses

Es ist noch ziemlich neu, dass ich nicht mehr nach Stabilität „da draußen“ suche und meine Entscheidungen auf Kosten von Wahrhaftigkeit treffe. Wenn ich bedenke, dass ich so über 30 Jahren gelebt habe, dann ist es nicht so verwunderlich, dass ich mich von Zeit zu Zeit dabei ertappe, dass ich doch mal wieder die Umstände für mein Gefühl von Heimalosigkeit oder Entfremdung verantwortlich machen möchte. Es ist einfach Gewohnheit, das ist alles. Wenn ich das so sehe, kann ich anerkennen, was für ein Fortschritt es ist, dass ich dieses Heimweh-Gefühl inzwischen richtig interpretieren kann. Ich weiß, wenn ich es fühle, bedeutet das nicht, dass ich an einen bestimmten Ort zurück gehen sollte. Es bedeutet, dass ich nicht mit mir selbst in Kontakt bin. Glüklicherweise verfüge ich über Techniken,  die mich wieder mit mir in Kontakt bringen, und ich habe das Glück, Menschen in meinem Leben zu haben, die mir helfen, wenn ich nicht alleine weiterkomme. Mit anderen Worten: Ich habe alles, was ich brauche.

Weglaufen vor mir selbst & Das Leben ist schön, wo immer ich bin | Die zwei Seiten der Wahrheit

Einer meiner wichtigsten Anker in dieser Hinsicht ist derzeit eine andere Wahrheit, auf die Jaruh mich aufmerksam gemacht hat: Das Leben ist schön, wo immer ich bin, wenn ich es mir so gestalte. Ich mag es, wie die beiden wichtigsten Erkenntnisse dieses Jahres (bisher jedenfalls) – dass ich vor mir selbst davonlaufe, und dass das Leben schön ist, wo immer ich bin – von derselben Person zu mir gebracht wurden. Danke Jaruh. (Siehste, auch wenn ich aus unseren Gesprächen mit Notizen gehe, die lauten „Ich bin eine Erdbeere“ oder „Mein Geist ist das Zentrum meines Nichts“, so erinnere ich mich doch an das wirklich Wichtige). Ich mag es auch, wie sie sich zu widersprechen scheinen, denn so ist die Wahrheit – sie ist immer beides.

Das Leben schön machen | Manchmal braucht man ein bisschen Hilfe

Hier bin ich jetzt: Ich habe in letzter Zeit nicht viel von mir hören lassen, weil der Beginn dieser Reise nicht ganz so wundervoll war, wie ich es erwartet hatte. Selbst wenn ich so in Dinge verstrickt bin, dass ich nicht weiß, was vor sich geht, wenn ich einfach nur der Welt die Schuld geben will und wenn ich wirklich nichts wertschätzen kann, dann will ich das dennoch nicht so mitteilen, denn ich weiß, dass es nicht die Wahrheit einer Situation ist. (Und ich möchte meine Mama wirklich nicht beunruhigen. Ich habe mich schon ziemlich weit aus dem Fenster gelehnt, als ich über die Lebensmittelvergiftung gepostet habe.) Doch wenn ich in einem solchen Zustand bin, habe ich auch das Gefühl, dass ich nicht einfach „etwas Fröhliches“ posten kann, weil es einfach nicht meiner Gefühlslage entspricht. So wenig wie ich Jammern mag, gefällt mir die Idee auch nicht, die Illusion zu erzeugen, dass alles gut ist, wenn ich es das gerade nicht wirklich spüren kann.

Deshalb bin ich sehr froh, dass ich mich wieder wie ich selbst fühle – glücklich. Es bedeutet, wenn ich mich daran erinnere, dass „das Leben schön ist, wo immer ich bin, wenn ich es so mache“, dann kommen Ideen zu mir, wie ich es schön kann. Das hat einfach nicht funktioniert, als ich zu Beginn dieser Reise in diesem Schockzustand war. Es bedeutet auch, dass ich Lust habe, mich wieder mitzuteilen.

Ich möchte mich bei meinem Mentor Irka bedanken, denn dies war eine der Situationen, in denen ich nicht in der Lage war, mich selbst an den Haaren aus dem Sumpf herauszuziehen. Sie war die Person, die mir geholfen hat zu verstehen, was vor sich ging und Rituale zu schaffen, die mir helfen, wieder mit mir selbst in Kontakt zu kommen und zu bleiben. Ich arbeite sehr gerne mit Irka, denn obwohl ich sie ursprünglich gebucht habe, um mir beim Start meiner Selbständigkeit zu helfen, glaube ich fest daran, dass sich das Leben nicht so fein säuberlich in verschiedene Schubladen aufteilen lässt. Ich glaube, dass alles zusammenhängt, und ich glaube, dass in jedem Lebensbereich, in dem wir nach Erfolg streben, unser Wohlsbefinden die Grundlage für alles ist. Ich schätze es sehr, eine Mentorin zu haben, die das weiß und die in der Lage ist, das ganze Bild zu sehen und auf allen Ebenen zu arbeiten. Danke, Irka!

 

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