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Vom Laufen und Stolpern
In meinem letzten Blog schrieb ich, dass ich glücklich bin, obwohl das Leben gerade kein ständiges Picknick im Park ist. Meine Mentorin gab mir ein Bild, das mir noch besser gefällt. Sie sprach von neuen Räumen, die sich gerade geöffnet haben, und die ich jetzt gerade betrete ohne so recht zu wissen, was die Gesetzmäßigkeiten dieser Räume sind. Es ist ein sehr gutes Bild, denn im Moment erlebe ich mal wieder extreme Gefühlsschwankungen. Das ist eben das mangelnde Wissen über diese neuen Räume und das Austesten, was irgendwie nach dem Zufallsprinzip funktinoert. Dabei stoße ich manchmal eben auf Gold, und alles funktioniert einfach von selbst, und manchmal … ja, manchmal finde ich etwas anderes und es lässt sich nicht voraussagen, was wo ist.
Nachdem ich diesen letzten Blogbeitrag geschrieben hatte, fühlte ich mich so voller Leben und Energie, dass alles zu schwingen schien. Ich kenne Gefühl, es ist nicht einfach Euphorie, so fühlt es sich an, wenn ich im Zentrum meines Seins bin, wenn ich so sehr ich bin, wie es nur geht. Doch an diesem Punkt bin ich immer noch nicht daran gewöhnt, ständig so voll und ganz ich zu sein. Es gibt immer noch diesen Teil, der daran zweifelt, und der im Grunde nur darauf wartet, dass etwas auftaucht, das er mir als Beweis unter die Nase halten kann, dass das alles nicht echt ist. Wenn man auf so etwas wartet, dann findet man es natürlich auch. Und von dort ist es nur noch ein kleiner Schritt, um in andere alte Gewohnheiten zurückzufallen. Wie sich selbst zu kritisieren, alles zu analysieren, was man „falsch“ gemacht hat, wie man es hätte verhindern können, blablabla …
Heute Morgen beschäftigten mich die Fragen, wann sich die Dinge gestern verschoben haben, was der Auslöser gewesen war, was ich hätte tun sollen und wie ich heute wieder „nach oben“ zurückkehren könnte. Dann fiel mir auf, dass das ein bisschen ist, wie ein Kind in die Ecke zu stellen, wenn es „ungezogen“ war, und ihm zu sagen, dass es sich bessern müsse, um aus dieser Ecke heraus gelassen zu werden. Ich habe zwar keine Kinder, aber irgendwie glaube ich nicht, dass dieser Erziehungsstil tatsächlich funktioniert. Und wenn ich das doch glaube, wie um alles in der Welt komme ich auf die Idee, dass das bei mir oder irgendjemandem funktionieren könnte?!
Ich erinnerte mich daran, woran ich glaube: dass die Lösung, um „nach oben“ zu kommen, immer darin besteht, die richtige Perspektive zu finden. Ich kehrte zu Irkas Analogie zurück, dass ich neue Räume betreten habe. Und ich erinnerte mich, wie ich ihr geantwortet hatte, dass ich das Gefühl hatte, meine ersten Schritte auf diesem Planeten zu machen, obwohl ich weiß, dass ich technisch gesehen schon über 30 Jahre lang hier herumlaufe.
Und da war sie, die Antwort: Wenn du als Kind das Laufen lernst, dann tust du es nicht, indem du analysierst, was du falsch machst, wenn du fällst. Du lernst zu laufen indem du es tust und indem du einfach stur darauf beharrst zu laufen, egal wie oft du fällst. Und plötzlich ist meine Perspektive nicht mehr: „Ach Mann, schon wieder gefallen, wann hörst du damit endlich auf?!“ Stattdessen finde ich auf einmal, dass wir unser Stolpern viel mehr feiern sollten. Es bedeutet nämlich, dass wir dabei sind zu laufen, anstatt in einer Ecke zu sitzen, zu ängstlich, um es überhaupt zu versuchen, weil wir es vielleicht nicht sofort hinbekommen.
Ich wünsche mir, dass wir uns das Laufen und das Stolpern gestatten, dass wir uns einen Keks freuen, wenn es richtig gut läuft und dass wir uns (selbst und einander!) ermutigen, wenn wir mal wieder gestoplert sind.
PS: Die spirituelle Meisterin und Feuerschamanin Fe San gerade hat eine Video-Botschaft zum Thema Erfolg veröffentlicht, die ich sehr inspirierend finde. Sie erklärt nämlich u. a. sehr schön, wie die Bewertung unseres Tuns mit unserem Erfolg zusammenhängt:
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Über das Zuhause im Inneren
Eine Weile dachte ich, dass ich meinen Blog zu einem Reiseblog machen und vor allem Bilder von den Orten posten wollte, die ich besuche. Das war wohl der Punkt, an dem sich ein Missverständnis einschlich: Ich hatte plötzlich die Vorstellung, dass ich nicht mehr darüber schreiben könnte, was in meinem Inneren vor sich ging. Nachdem ich meine Website überarbeitet hatte, um auch meine Arbeit zu präsentieren, kam noch hinzu, dass ich plötzlich glaubte, „seriöser“ (was auch immer das ist) auftreten zu müssen, nicht mehr „einfach so drauf los schreiben“. Aber was mich vor allem blockierte war dieser Gedanke: „Du hast all diese wundervollen Begegnungen und Erlebnisse und darfst all diese wunderbaren Orte besuchen – du hast kein Recht, dich schlecht zu fühlen, geschweige denn darüber zu sprechen. Das ist nur Jammern. Außerdem würde Mama sich Sorgen machen, wenn sie das liest.“ Also habe ich irgendwie aufgehört zu schreiben.
Veränderung | Es geht nie um die Situation, sondern immer um die Perspektive
Meine Reise um die Welt – Warum der Anfang ein Schock war
Ja, ich darf viele wundervolle Dinge tun, all möglichen tollen Orte besuchen, Leute treffen, die wirklich nett und großzügig zu mir sind. Und dennoch war der Beginn dieser Reise ein Schock. Einfach weil sie sich anders gestaltet hat als ich es mir vorgestellt hatte. Als ich mich nach meiner Trennung letztes Jahr dazu entschloss, dachte ich, ich wollte die Welt erkunden, Freunde besuchen, die ich schon lange nicht mehr gesehen habe, und herausfinden, was ich mit meinem Leben anfangen will. Denn das einzige, was ich zu dem Zeitpunkt wusste war, dass ich den Weg, auf dem ich gewesen war, nicht fortsetzen konnte. Ich hatte mich in eine Ecke gemalt, und es war an der Zeit, da raus zu kommen.
Als ich nach Amritabha kam, wollte ich mich besser kennenlernen, was ich auch tat. Eine der großen Erkenntnisse, die ich dort hatte, war dass diese Reise viel mit dem Weglaufen vor mir selbst zu tun hatte. Ich habe darüber schon einmal geschrieben, und ich werde wahrscheinlich weiter darüber schreiben, weil es das ist, worum sich alles dreht, was ich gerade durchmache. Ehre wem Ehre gebührt: ich hatte diese Erkenntnis nicht „einfach so“. Jaruh, spiritueller Lehrer und Amritabha-Bewohner, machte mich darauf aufmerksam. Natürlich ging das anfangs nicht gerade runter wie Öl, ich war total empört und lehnte die Idee damals ab. Ich habe darüber geschrieben und warum ich meine Meinung hierzu geändert habe.
Hör auf, von dir wegzulaufen und finde stattdessen das Zuhause in dir
Als ich über die Empörung hinweg war und in der Lage war, die Wahrheit seiner Beobachtung zu sehen, dachte ich: „Okay, dann mache ich diese Reise zu einer Reise zu mir selbst, um nicht mehr wegzulaufen. Ich will sie nutzen um die Geborgenheit und die Sicherheit in mir zu finden, die ich bisher immer in anderen Menschen und äußeren Umständen gesucht habe (wie z. B. einem unbefirsteten Arbeitsvertrag). Ich weiß, dass diese Art von Sicherheit „da draußen“ nicht existiert. Sie existiert in meinem Inneren und ich werde diese Reise machen, um sie zu finden, damit ich mich zu Hause fühlen kann, wo immer ich bin. Und damit ich mich an einem Ort (und in einer Beziehung) niederlassen kann, ohne meinen zukünftigen Partner und meine Umwelt mit der Forderung zu belasten, mich glücklich zu machen und eine Sicherheit zu bieten, die sie mir gar nicht geben können, wenn ich sie nicht auch in mir spüre.“
2016 | Das Jahr, in dem der Samen für diese Reise gesät wurde
Wie heißt es so schön: Sei vorsichtig mit deinen Wünschen, sie könnten erfüllt werden. Und das könnte ganz anders aussehen, als du vielleicht erwartet hast. Jedenfalls läuft das bei mir so. So z. B. Anfang des Jahres 2016, als ich Agni’s Vorhersage las (ich glaube jedenfalls, dass es war seine war), dass dies ein Jahr der Heilung sein würde. Ich dachte „Oh, das hört sich toll an!“ Ich schrieb außerdem drei Worte in großen fetten Buchstaben auf ein Poster, das ich über meinen Altar hängte. Es waren Qualitäten, die ich für wünschenswert hielt, und ich dachte, das Poster würde mir helfen, mich auf sie zu konzentrieren und sie so zu kultivieren. Die Wörter waren „Glücklichsein – Mut – Vertrauen“.
Heilung bedeutet manchmal Schmerz zu erkennen
Ratet mal, was in diesem Jahr passierte? Es bescherte mir viele Situationen, in denen Heilung stattfand – indem alter Schmerz an die Oberfläche kam, manchmal mit heftiger Gewalt. Es war ein Jahr, das mich mit vielen Situationen konfrontierte, in denen ich mutig sein musste. Es gab mir reichlich Gelegenheit, Vertrauen zu üben, weil nichts mehr übrig war. Vieles von dem, was in diesem Jahr geschah, war ein Schock und überhaupt nicht das, was ich vorhatte, als ich diese Worte schrieb oder den Begriff „Heilungsjahr“ hörte: Panikattacken zwangen mich, der Tatsache ins Auge zu sehen, dass ich ausgebrannt war, mein Arbeitgeber belagerte meinem Arzt mit Andeutungen, dass ich lediglich vorgäbe, krank zu sein, und erkannte, dass ich die Beziehung zu dem Mann auflösen musste, mit dem ich fast neun Jahre zusammengelebt hatte und dem ich erst drei Monate zuvor das Ja-Wort gegeben hatte.
Glücklichsein, auch wenn’s schmerzhaft ist
Und trotz alledem, ja, 2016 war auch ein Jahr voller glücklicher Momente. Und wie. Ich habe die Kristallheiler-Ausbildung bei Dauri Neumann absolviert. Es war ein echter Meilenstein für mich: Ich habe nicht nur erkannt, dass meine Wahrnehmung so viel besser war, als ich dachte und dass ich sehr gut darin bin, meiner Intuition zu folgen. Es hat mir auch gezeigt, dass dieser Teil von mir immer funktioniert, auch in Momenten wo ich körperlich und mental so überwältigt war, dass Einkaufen selbst mit einer Einkaufsliste nahezu ein Ding der Unmöglichkeit war. Diese Ausbildung zeigte mir auch, dass ich nicht nur Heiler geworden war, sondern dass Heilersein ein großer Teil von mir ist, der bereits existierte. Ich hatte ihn mit Dauris Hilfe enthüllt.
Intuition | Das Ding, das immer funktioniert, egal unter welchen Umständen
Zwischen den Ausbildungsblöcken sollten wir üben, indem wir Heilung gaben. Ich neigte zu dem Zeitpunkt ja noch mehr dazu, meine eigenen Fähigkeiten zu bezweifeln, aber irgendwie hatte ich kein Problem damit, einen Behandlungsraum bei Butik Ametist zu mieten, dem örtlichen Esoterikladen, der von der lieben Therese geführt wird. Mit genau dem richtigen Maß an Zuversicht und Naivität schuf ich ein Facebook-Event, fragte Therese, ob sie es auf ihrer Geschäftsseite teilen würde (was sie tat), und bat meine spirituellen Helfer, die Leute zu mir zu schicken, denen ich helfen könnte. Am ersten Tag gab ich fünf Behandlungen nacheinander und erkannte, dass vier mit ein paar Pausen dazwischen wahrscheinlich besser gewesen wären, aber hey: Ich war einfach so begeistert, dass die Leute tatsächlich an dem interessiert waren, was ich anzubieten hatte. Und dass ich die ganze Zeit die gleiche Sicherheit spüren konnte, die ich während der Ausbildung verspürte: Das bin ich, das kann ich. Ich kann mich nicht einmal erinnern, jemals zuvor in meinem Leben so gefühlt zu haben. Ich war immer der Typ gewesen, der super Leistung erbrachte und dabei permanent mit Selbstzweifeln kämpfte. Etwas zu tun und gleichzeitig zu fühlen, dass ich dazu in der Lage bin – das war neu. Das war definitiv ein großer, fetter, Glücklichmoment in diesem Jahr.
Meine Hochzeit | Keine Lüge, nur anders als ich es dachte
So seltsam es auch klingen mag: Auch die Hochzeit gehört zu den Glücklichmomenten des jahres. Es gab nie einen Moment, selbst während der Trennung, wo ich sie als eine Lüge empfand oder wo ich plötzlich entdeckte, dass ich an dem Tag doch Zweifel gehabt hatte (oder vielmehr in dieser Woche, wir hatten so viele Freunde und Familie, die uns schon vorher besuchten, dass es eher wie eine einwöchige Feier gewesen war). Es war einfach nicht das, wofür ich es gehalten hatte. Ich denke, es war eine Feier all der Liebe, die Peter und ich damals in unserem Leben hatten, und ich denke, es hat mein Herz dafür geöffnet, die Wahrheit zu akzeptieren, die ich an unserer Liebe aus den falschen Gründen festhielt. Nämlich aus Angst. Angst davor, in meinem Leben keine andere Quelle der Liebe zu haben, außer dieser einen. Und zwischen der Angst, dass es keine andere Liebe geben könnte, und der Wahrheit, dass wir einfach nicht als Paar zusammen gehörten, hatte die Angst immer gewonnen. Die Hochzeit zeigte mir, wie viel Liebe es für mich gab. Wie ich schon sagte, ich denke, das war nötig, damit ich der Wahrheit ins Auge sehen und loslassen konnte.
Wahrheit | Manchmal kommen glücklich und schmerzhaft im Kombi-Pack
Und das ist vielleicht das wichtigste „Glücklich“ dieses Jahres: die Wahrheit anzuerkennen. Ich erinnere mich, wie ich inmitten des Schmerzes und des Schocks der Erkenntnis dieser Wahrheit, die wir so lange verdrängt hatten, das Gefühl hatte, dass es endlich wieder gut war. Das war zwar nicht das, was ich gewollt hatte, aber genau das hatte ja das Leiden verursacht: meine ganze Energie darauf zu verwenden, zu versuchen etwas (oder jemanden) dazu zu zwingen, etwas anderes zu sein als es war. Wahrheit ist Glück, weil die Wahrheit Menschen und Dingen erlaubt zu sein, wer und was sie wirklich sind.
Unsere Wahrheit nicht zu leben, macht uns unglücklich
Ich meditiere morgens über das Mantra „Ich bin glücklich, ich bin Liebe, ich bin Licht“. Und obwohl ich nicht behaupten kann, dass ich dies zu allen Zeiten während des Tages spüre (logo, wenn ich es täte, brauchte ich nicht zu meditieren), glaube ich zu 100% an die Wahrheit dieses Mantras. Glück ist der Kern unseres Wesens. Gleichzeitig sind wir hier als ganz konkrete Wesen mit unterschiedlichen Qualitäten. Wie wir dieses Glücklichsein leben, ist für jeden anders. Wenn wir uns selbst versagen, unser individuelles Glück zum Ausdruck zu bringen (und ab und zu machen wir andere, besonders unsere Liebsten, zum Vorwand dies nicht zu tun), dann „fallen“ wir aus unserer Wahrheit „heraus“, und das macht uns unglücklich. Als wir uns trennten, war es die Anerkennung der Tatsache, dass wir das schon lange gemacht hatten. Und damit begannen wir wieder unsere Wahrheit zu leben, weshalb auch plötzlich das Gefühl wieder da war, dass alles wieder gut war, obwohl dieser Moment auch ein Tiefpunkt war.
Der Kreis schließt sich | Was die Lektionen des letzten Jahres mit heute zu tun haben
Während ich das hier schreibe, wundert sich ein Teil von mir: „OK, worauf willst du damit hinaus? Du schwafelst mal wieder nur rum, und wie oft willst du dir die Geschichte von 2016 eigentlich noch erzählen? Was hat das alles mit dem Hier und Jetzt zu tun?“ Und ich denke, ein Teil davon ist wahr: Ich bin gerne ausufernd, mich kurz zu halten erfordert viel mehr Arbeit als lange Texte, ich verliere mich in Details (gleichzeitig hilft mir jedoch genau das, um zum Kern der Dinge zu kommen). Aber abgesehen davon gibt es echte Gründe, warum 2016 hier und jetzt wieder auftaucht:
1. Manchmal ist es keine Frage der Liebe, ob man zusammen ein Leben aufbauen kann
Es war ziemlich genau vor einem Jahr, dass Peter und ich uns getrennt haben. Tatsächlich muss gerade jetzt die Zeit gewesen sein, als wir durch die Phase gingen, wo wir ständig weinten, über alles sprachen, und als ich mich fragte, wie es möglich sein könnte, dass es so viel Liebe zwischen zwei Menschen gibt und das dennoch nichts daran ändert, dass es nichts zu kitten gab, dass dies kein Neuanfang war, zumindest nicht zusammen.
2. Dich zu entscheiden, Dinge anders zu machen, bedeutet nicht, dass Du sofort weißt, wie es geht.
Obwohl ich allen, die mich fragten, wann ich meine Reise anfing, erzählte, dass sie bereits begonnen hatte, unterlag ich wohl auch einer gewissen Vorstellung von der Bedeutung der äußeren Reise, besonders von dem Teil, der mich weiter weg führte, zum andere Seite der Welt sozusagen. Jetzt, wo dieser Teil begonnen hat, bin ich mit der Realität konfrontiert, die ich bis jetzt zwar verstehen, aber nicht bis ins Knochenmark spüren konnte: dass es nur eine einzige Reise gibt, und zwar mein ganzes Leben. Die Entscheidung, die ich letztes Jahr getroffen habe, den Weg der Selbstverleugnung und des damit verbundenen Leidens zugunsten des Herzensweges zu verlassen, war nur der erste Schritt.
Bloß: dass ich mich zu diesem Schritt entschloss, bedeutete noch lange nicht, dass ich sofort wusste, wie es anders geht. Es ist ein Lernprozess. Und in dem bin ich jetzt. Und vor allem jetzt, wo ich recht schnelle Ortswechsel habe, wird mir eines ganz klar: Es geht um die Schritte im Inneren. Ich finde mich zur Zeit ständig in den gleichen Situationen wieder, egal wohin ich komme. Denn so wundervoll alles und jeder ist, fühle ich mich oft so fremd und voller Heimweh – manchmal so sehr, dass es körperlich schmerzt. Hier kommt das Weglaufen und das Sich-im-Innen-heimisch-Machen ins Spiel.
3. Wenn Du dir eine bestimmte Eigenschaft wünschst, wird sie dir nicht einfach serviert, sondern es werden dir Möglichkeiten gegeben, sie zu kultivieren.
Das bringt mich zurück zum Anfang des Jahres 2016, wo ich diese Worte Glück, Mut und Vertrauen über meinen Altar schrieb: Das Leben präsentierte mir Situationen, die mir dabei geholfen haben, diese Qualitäten zu kultivieren, weil ich sie mir gewünscht hatte. Das Leben präsentiert mir jetzt Situationen, von denen ich glaube, dass sie genau das sind, was ich brauche, um in mir den Weg nach Hause zu finden. Es gibt keinen anderen Weg, es zu finden, als mit Situationen konfrontiert zu sein, in denen es unmöglich ist, mich in der Illusion hinzugeben, dass ich es „dort draußen“ gefunden habe. Ich nehme an, dass ich mich deshalb derzeit so oft so fremd und heimatlos fühle, damit dieser Teil der Reise schneller geht. Denn die Vorstellung, die ganze Zeit nur mit diesem Thema zu verbringen … ich weiß nicht, ich glaube es geht um mehr. Nicht, dass ich mir einbilde, dass man gewisse Lebensthemen so ein für alle mal abhaken kann.
Sich selbst treu zu sein ist nicht immer einfach, aber sich untreu zu sein ist auf dauer schwerer
Da ist ein weiterer Aspekt, der mit 2016 zusammenhängt: Ich bin glücklich, auch wenn es gerade kein ständiges Picknick im Park ist, denn ich bin mir selbst treu, genau wie damals. Das ist zwar nicht immer einfach, aber ich entscheide mich lieber für Wahrhaftigkeit als für die Depression, die mit Selbstverleugnung einhergeht. Und es hilft, sich vor Augen zu halten, dass der wirklich schwierige Teil die Angst vor dem Unbekannten ist, es ist nie wirklich das Unbekannte.
Veränderung braucht Zeit, Rückschläge sind Teil des Lernprozesses
Es ist noch ziemlich neu, dass ich nicht mehr nach Stabilität „da draußen“ suche und meine Entscheidungen auf Kosten von Wahrhaftigkeit treffe. Wenn ich bedenke, dass ich so über 30 Jahren gelebt habe, dann ist es nicht so verwunderlich, dass ich mich von Zeit zu Zeit dabei ertappe, dass ich doch mal wieder die Umstände für mein Gefühl von Heimalosigkeit oder Entfremdung verantwortlich machen möchte. Es ist einfach Gewohnheit, das ist alles. Wenn ich das so sehe, kann ich anerkennen, was für ein Fortschritt es ist, dass ich dieses Heimweh-Gefühl inzwischen richtig interpretieren kann. Ich weiß, wenn ich es fühle, bedeutet das nicht, dass ich an einen bestimmten Ort zurück gehen sollte. Es bedeutet, dass ich nicht mit mir selbst in Kontakt bin. Glüklicherweise verfüge ich über Techniken, die mich wieder mit mir in Kontakt bringen, und ich habe das Glück, Menschen in meinem Leben zu haben, die mir helfen, wenn ich nicht alleine weiterkomme. Mit anderen Worten: Ich habe alles, was ich brauche.
Weglaufen vor mir selbst & Das Leben ist schön, wo immer ich bin | Die zwei Seiten der Wahrheit
Einer meiner wichtigsten Anker in dieser Hinsicht ist derzeit eine andere Wahrheit, auf die Jaruh mich aufmerksam gemacht hat: Das Leben ist schön, wo immer ich bin, wenn ich es mir so gestalte. Ich mag es, wie die beiden wichtigsten Erkenntnisse dieses Jahres (bisher jedenfalls) – dass ich vor mir selbst davonlaufe, und dass das Leben schön ist, wo immer ich bin – von derselben Person zu mir gebracht wurden. Danke Jaruh. (Siehste, auch wenn ich aus unseren Gesprächen mit Notizen gehe, die lauten „Ich bin eine Erdbeere“ oder „Mein Geist ist das Zentrum meines Nichts“, so erinnere ich mich doch an das wirklich Wichtige). Ich mag es auch, wie sie sich zu widersprechen scheinen, denn so ist die Wahrheit – sie ist immer beides.
Das Leben schön machen | Manchmal braucht man ein bisschen Hilfe
Hier bin ich jetzt: Ich habe in letzter Zeit nicht viel von mir hören lassen, weil der Beginn dieser Reise nicht ganz so wundervoll war, wie ich es erwartet hatte. Selbst wenn ich so in Dinge verstrickt bin, dass ich nicht weiß, was vor sich geht, wenn ich einfach nur der Welt die Schuld geben will und wenn ich wirklich nichts wertschätzen kann, dann will ich das dennoch nicht so mitteilen, denn ich weiß, dass es nicht die Wahrheit einer Situation ist. (Und ich möchte meine Mama wirklich nicht beunruhigen. Ich habe mich schon ziemlich weit aus dem Fenster gelehnt, als ich über die Lebensmittelvergiftung gepostet habe.) Doch wenn ich in einem solchen Zustand bin, habe ich auch das Gefühl, dass ich nicht einfach „etwas Fröhliches“ posten kann, weil es einfach nicht meiner Gefühlslage entspricht. So wenig wie ich Jammern mag, gefällt mir die Idee auch nicht, die Illusion zu erzeugen, dass alles gut ist, wenn ich es das gerade nicht wirklich spüren kann.
Deshalb bin ich sehr froh, dass ich mich wieder wie ich selbst fühle – glücklich. Es bedeutet, wenn ich mich daran erinnere, dass „das Leben schön ist, wo immer ich bin, wenn ich es so mache“, dann kommen Ideen zu mir, wie ich es schön kann. Das hat einfach nicht funktioniert, als ich zu Beginn dieser Reise in diesem Schockzustand war. Es bedeutet auch, dass ich Lust habe, mich wieder mitzuteilen.
Ich möchte mich bei meinem Mentor Irka bedanken, denn dies war eine der Situationen, in denen ich nicht in der Lage war, mich selbst an den Haaren aus dem Sumpf herauszuziehen. Sie war die Person, die mir geholfen hat zu verstehen, was vor sich ging und Rituale zu schaffen, die mir helfen, wieder mit mir selbst in Kontakt zu kommen und zu bleiben. Ich arbeite sehr gerne mit Irka, denn obwohl ich sie ursprünglich gebucht habe, um mir beim Start meiner Selbständigkeit zu helfen, glaube ich fest daran, dass sich das Leben nicht so fein säuberlich in verschiedene Schubladen aufteilen lässt. Ich glaube, dass alles zusammenhängt, und ich glaube, dass in jedem Lebensbereich, in dem wir nach Erfolg streben, unser Wohlsbefinden die Grundlage für alles ist. Ich schätze es sehr, eine Mentorin zu haben, die das weiß und die in der Lage ist, das ganze Bild zu sehen und auf allen Ebenen zu arbeiten. Danke, Irka!
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Was ist mit Road to Walden?
Als ich beschloss, Road to Walden als Titel dieses Blogs fallen zu lassen, lag es nicht daran, dass ich dachte, die Suche sei beendet. Ich werde immer auf diesem Weg sein, der nach Zuhause im Innen führt, während ich mir auch bewusst bin, dass genau das „Unterwegs“ auch das Zuhause ist.
Ich beschloss, den Titel zu ändern, weil er, abgesehen von den vielen wunderbaren Dingen, die Thoreaus Walden für mich darstellt, auch eine Vorstellung repräsentiert, die ich in diesem Stadium meines Lebens hinter mir lasse: die Vorstellung, dass die Suche nach Glück (= Zuhause) darin besteht herauszufinden, wie wenig man braucht, um zufrieden zu sein. Ich stimme immer noch zu, dass Glück nicht im „Zeug“ liegt, und ja, es stimmt, dass so vieles von dem, was wir tun, um uns einen Lebensstil zu leisten, von dem wir glauben, dass er notwendig ist, um uns glücklich zu machen, uns zum genauen Gegenteil führt. („Die Masse der Menschen führt ein Leben in stummer Verzweiflung„, wie Thoreau es so treffend beschreibt).
An diesem Punkt in meinem Leben ist die Frage, wie wenige Dinge es braucht um glücklich zu sein, nicht mehr so interessant, auch wenn ein Teil meines Verstandes immer noch dieses Spiel spielt („Werde ich mir auf dieser Reise neue Quellen für ein regelmäßiges Einkommen erschließen bevor mein Erspartes aufgebraucht ist?“ ist einer dieser Klassiker, die an manchen Tagen in der Wiederholungsschleife gespielt wird). So wie ich es sehe, müssen die beiden nicht miteinander verbunden sein. Ich bin nicht mehr daran interessiert, finanziellen Wohlstand und weltliche Besitztümer zu verurteilen. Es ist möglich, sehr wenig „Zeug“ und Geld zu haben und glücklich zu sein. Es ist möglich, sehr wenig zu haben und unglücklich zu sein. Es ist möglich, viel zu haben und glücklich zu sein, und es ist möglich, viel zu haben und unglücklich zu sein. Wie gesagt: das Experiment, wie wenig es braucht, um glücklich zu sein, ist meiner Meinung nach keine wirklich interessante Frage mehr.
Ich weiß, das mag seltsam klingen, weil es genau das ist, was ich gerade lebe. Ich besitze nicht mehr, als ich in meinen Rucksack packen kann und beweise mir jeden Tag, dass es sehr gut möglich ist, mit sehr wenigen Dingen glücklich zu sein. (Und ja, an manchen Tagen: Nicht so glücklich, aus allen möglichen Gründen). Wie immer zählt die Absicht dahinter. Ich glaube zwar wie gesagt, dass das Glück nicht in materiellen Dingen liegt, aber ich glaube auch, dass die Ablehnung materieller Dinge jedoch das Spiel nicht verändert – man spielt nur im anderen Team. Das Jagen von Reichtum und Gegenständen nur um der Sache willen ist für mich ebenso uninteressant wie ihre Verdammung, mit der Begründung, dass du weißt, dass sie dich nicht glücklich machen werden. Denn freudlose Askese ist auch nicht der Weg zum Glück. Ich denke, wenn man sich dadurch bestärkt fühlt zu sehen, dass man mit sehr wenig gut auskommen kann, dann ist dies eine freudvolle und somit wertvolle Erfahrung, und das ist definitiv auch ein Teil dieser Reise.
An diesem Punkt interessiert mich jedoch am meisten das Konzept des Loslassen. Ich bin daran interessiert, alles zu genießen, was das Leben zu bieten hat, einschließlich materiellen Wohlstandes, ohne es zu meinem goldenen Kalb zu machen. Ich weiß, das ist etwas sehr „modernes“ (The Secret / das Gesetz der Anziehung), und das war in dieser Form vermutlich einfach kein Thema der Zeit für Thoreau *. Road to Walden hat diesen Aspekt, der inzwischen für alle Bereiche meines Lebens zu einem Angelpunkt geworden ist, dementsprechend nicht wirklich zum Ausdruck gebracht.
sarineturhede.com ist eine offensichtliche Wahl – und manchmal sind die offensichtlichen Dinge eben genau richtig. Mein Weg ist immer noch von anderen inspiriert (und ich finde immer noch jede Menge Wahrheit in Walden, jedes Mal, wenn ich es mal wieder in die Hand nehme). Aber es ist eben mein Weg.
* Obwohl, wer weiß – Thoreau lebte nur ein Jahr und nicht sein ganzes Leben in Walden Pond. Vielleicht war also die Frage, mit wie wenig Besitz man auskommen kann, auch für ihn keine lebenslange Sinnfrage …
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Geplante Leichtigkeit
Wie wichtig Leichtigkeit für mich und meine Art mein Leben zu gestalten, ist eine noch recht neue Erkenntnis für mich. Ebenso die Einsicht, dass und wie sie sich mit einem gewissen Maß an Planung kombinieren lässt. Bisher lief das Ganze bei mir nach dem Zufallsprinzip und deswegen war meine gefühlte Lebensqualität sehr stimmungsabhängig. War ich gut drauf, lief alles gut. Ich hatte plötzlich gut bezahlte Fotoaufträge – und das, obwohl ich das noch nie gemacht hatte!? War ich schlecht drauf, lief alles was ich anfasste schief. Die Gefühlsachterbahn an sich ist schon anstrengend genug, wenn dann auch noch das Gefühl dazu kommt, dass ich nur an „guten Tagen“ gute Leistung erbringen kann, dann generiert das natürlich einen ungeheuren Druck und der Schleudergang wird zum Dauerprogramm.
Deshalb bin ich sehr froh und dankbar über die Erkenntnis, dass Leichtigkeit eben nicht bedeutet, davon abhängig zu sein, immer gut drauf zu sein. Leichtigkeit bedeutet einfach, mich zu öffnen, für das, was kommen will. Und wenn das mal ein Tag Regenwetter (oder eine Woche oder egal wie lange) ist, das dann in dem Vertrauen zu akzeptieren, dass es schon so seine Richtigkeit hat und das deswegen nicht alle meine Pläne für den Tag zum Scheitern verurteilt sind.
Die Beobachtung habe ich übrigens auch schon mehrfach gemacht, ohne sie richtig deuten zu können: manchmal gelingen mir Dinge an „schlechten Tagen“ besonders gut. Das war mir lange ein Rätsel, aber jetzt weiß ich, sie gelingen mir an denjenigen „schlechten Tagen“, an denen ich meinen Widerstand gegen mich selbst aufgebe. An den Tagen, an denen ich nachsichtig mit mir bin und mir sage, „Ja, dann tu dir jetzt einfach ein bisschen selber leid. Ist alles echt doof heute. Also mach einfach so gut du kannst und erwarte keine Höchstleistung.“ Das ist eben auch Leichtigkeit.
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Leichtigkeit, Freiheit & echte Sicherheit
Als mich am Anfang des Sommers einer meiner Mitbewohner fragte „Wovor läufst du eigentlich weg?“, verdrehte ich nur die Augen. Total fantasielos, fand ich. Als ob es keinen anderen Grund für eine Weltreise geben kann, als vor irgendetwas davon zu laufen! Pah, ich reise, weil ich reisen will. Punkt.
Und das stimmt, ich reise, weil ich reisen will. Aber inzwischen ist mir klar geworden: das andere stimmt auch. Ich liebe das Reisen und Umziehen deshalb, weil ich Veränderung liebe. Ich liebe das Gefühl, loszulassen, mich von altem Krempel zu trennen, irgendwohin zu kommen, wo ich von vorne anfangen kann. Ich liebe das Gefühl, jemandem zum ersten Mal zu begegnen und zu wissen, diese Person kennt mich noch nicht, ich kann ganz anders sein, als das Bild, das ich und alle, die mich kennen, von mir haben.
Das, wurde mir in der vergangenen Woche klar, ist Weglaufen vor sich selber. Mein Mitbewohner war ganz und gar nicht fantasielos, sondern hat mich einfach besser durchschaut als ich mich selbst. Wir sind halt selten so originell, wie wir denken (und das finde ehrlich gesagt sehr beruhigend). Und das alles ist total egal. Denn es geht nicht um die Wertung. Mich interessiert, was dahinter steckt. Es ist ja etwas Schönes, Freude am Loslassen und Neubeginn zu haben! Das ist Leichtigkeit und die wiederum ist ein essentieller Teil meines Wesens.
Aber so lange ich der Überzeugung bin, dass ich zur Leichtigkeit nur fähig bin, indem ich mich von Dingen, Menschen und Orten trenne, bin ich nicht frei. Und Freiheit und Leichtigkeit gehören zusammen.
Frei bin ich, wenn ich meine Leichtigkeit von innen heraus lebe. Wenn ich mich traue, mich für das zu öffnen, was mit Leichtigkeit zu mir/durch mich kommen will – ganz egal, ob das dem Bild entspricht, das ich oder andere von mir haben. Das kann dann natürlich auch ein Ortswechsel sein, oder eine neue Freundschaft oder was auch immer. Letztlich geht ist niemals um das „Was“ sondern immer um das „Wie“, die Intention/Energie dahinter.
Das Innen bestimmt das Außen. Davon bin ich überzeugt. So lange wir versuchen, ein Ungleichgewicht im unserem Inneren zu regulieren, indem wir am Außen herumschrauben, sind wir in einem Kreislauf gefangen, und können nicht wirklich unser Ziel erreichen.
Mein Ziel ist: Leichtigkeit leben. Mich öffnen, für das, was in diesem Moment entstehen will. Wenn der Moment vorüber ist: Loslassen, etwas Neuem Raum geben.
Ich bin, wie die meisten Menschen so sind: sehr sicherheitsbedürftig. Dabei verwechsle ich Sicherheit oft mit Routine, mit Regeln, mit Konformität. Ich liebe es Pläne zu machen und To-Do-Listen zu schreiben, ich mache mir manchmal sogar Stundenpläne für meinen Alltag. Das gibt mir ein Gefühl von Sicherheit. Da diese falsch verstandene Sicherheit aber nichts mit Leichtigkeit zu tun hat, kippt mein Gefühl in dem Moment, wo die Liste fertig vor mir liegt.
Auf einmal ist alles voller „Müssen“, die Pflicht ruft, der Ernst des Lebens steht vor der Tür und ist nicht zum Spaßen aufgelegt. Hilfe! Bloß weg hier! Aber ich bin ein pflichtbewusster und zuverlässiger Mensch, also quäle ich mich trotzdem durch meine Listen durch, absolviere mein Pflichtprogramm und gehe am Ende des Tages mit dem Gefühl ins Bett, betrogen worden zu sein: „Das kann es doch nicht gewesen sein!? So macht das Leben aber keinen Spaß!“
Als ich anfing, zu verstehen, dass für mich alles gut funktioniert, was ich mit Leichtigkeit angehe, entstand bei mir ein neues Missverständnis: ich dachte, ich kann nur noch das tun, worauf ich Lust habe, bzw., sollte allem nachgehen, wozu gerade ein Impuls auftaucht. Ich warf also sämtliche Pläne und Listen über Bord und begann, mich treiben zu lassen.
Zu einem gewissen Grad funktioniert das auch: Wenn ich den Tag damit beginne, etwas zu tun, was mir Spaß macht, kann ich Dinge, die einen eher pflichtmäßigen Beigeschmack haben, mit Leichtigkeit nebenher erledigen. Und manchmal ist es ja auch tatsächlich gut, Impulsen von Außen zu folgen, anstatt an Plänen festzuhalten, als ob sie in Stein gemeißelt wären.
Der Haken an der Sache war für mich, dass da ein Gefühl von Willkür entstand. Es war, als könnte ich mein Leben überhaupt nicht mehr bestimmen. Ich konnte keine Verabredungen treffen, weil ich nicht wusste, ob es sich am Dienstag in einer Woche für mich richtig anfühlen würde, eine Freundin zu treffen, oder ob dann nicht etwas ganz anderes angesagt sei. Woher soll ich das wissen, wenn doch alles aus dem Moment heraus entsteht?! Wenn ich mich dann doch verabredete, schaffte ich es nicht, die Verabredungen einzuhalten – plötzlich tauchte eben etwas anderes auf, und das würde es doch wohl nicht tun, wenn es nicht wichtiger wäre, oder?
Eine ebenso haarige Frage war, wie ich die Sache mit den alltäglichen Arbeiten funktionieren sollte. Wie sollte ich die erledigen können, wenn ich doch nichts gebacken bekomme, was ein Muss ist?! Bin ich etwa so eine kapriziöse Künstlerin, die nicht dazu geschaffen ist, sich mit weltlichen Dingen wie Wäschewaschen und Kochen zu befassen? Irgendwie erschien mir diese Schlussfolgerung nicht so ganz sauber, auch wenn der Gedanke zugegebenermaßen einen gewissen Reiz hatte …
Inzwischen ist mir klar geworden: Leichtigkeit kann zwar nicht erzwungen werden, aber die Leichtigkeit liegt nicht in der konkreten Tätigkeit. Sie liegt in der Herangehensweise. Es ist gut, sich nicht den ganzen Tag von morgens bis abends durchzutakten. Es ist weise, sich einen Spielraum für Unvorhergesehenes zu lassen! (Ich habe mal einen Kurs über Zeitmanagement gemacht, demzufolge man sich in einen Arbeitstag 1/3 der Zeit für unvorhergesehenes als Puffer einplanen sollte – hört sich erschreckend viel an, ist aber meiner Erfahrung nach schlichtweg realistische Planung.)
Allerdings können wir durchaus bestimmen, wofür wir uns Zeit/Raum geben wollen. Wir müssen nicht jedem Impuls, der von Außen an uns herangetragen wird, reflexartig hinterher springen, wie ein Hund einem Ball, den man wirft. Ich kann mich dazu entscheiden „Heute Vormittag nehme ich mir Zeit, mich mit den Hausaufgaben aus meinem Coaching zu befassen“. Die Kunst der Leichtigkeit liegt darin, mich dabei nicht durch Erwartungshaltungen an das Resultat einzuengen.
Wir entschließen uns einfach dazu, einen gewissen Raum zu betreten. Da braucht es Fokus, Vertrauen auf die innere Führung und die Entschlossenheit, bewusst eine Entscheidung zu treffen, was in diesem Augenblick wirklich wichtig ist. In diesem Punkt sollten wir offen sein für die Impulse aus dem Außen, aber wichtiger ist dennoch das Gefühl im Inneren: Was ist in diesem Augenblick wirklich wichtig? Ich glaube, wir wissen sehr wohl, wann eine Planänderung wirklich angemessen ist und wann wir uns selber belügen, weil wir uns vor etwas drücken wollen.
Wenn wir uns für einen Raum entscheiden und ihn öffnen, dann ist es wichtig, ihn mit Neugierde zu betreten. Mit Neugierde und dem Vertrauen zu, dass wir in ihm genau das Passende für uns und diesen Moment vorfinden werden, auch wenn wir es noch nicht vorhersehen können. Das ist Hingabe.
Wenn wir uns dann noch dann darauf einlassen können, das, was da kommt, in und durch uns wirken zu lassen, dann ist das Leichtigkeit. Plötzlich ist auch die Sicherheit da, – und zwar die echte! – die ich vergeblich in meinen Plänen und To-do-Listen suche: Ich spreche von der Sicherheit, die aus dem Vertrauen kommt, dass nicht wir/unser Verstand/unser Wille eine gewisse Leistung erbringen muss, sondern dass Leistung nichts anderes ist unsere Erlaubnis an eine gewisse Energie, durch uns zu wirken.
Mit diesen Schlüsseln können wir die großen wie die kleinen Lebensprojekte umsetzen – und sie gelingen gleichermaßen.
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Klarheit
Ich stecke in einer Phase der Unklarheit, was sich auch in meinen Texten widerspiegelt. Das ist wohl auch der Hauptgrund, weshalb ich hier seit zwei Wochen nichts mehr gepostet habe. An der (Un-)Klarheit hat sich nicht viel geändert. Der Grund, weshalb ich heute trotzdem schreibe, ist, dass ich immer wieder zu einer (Selbst-)Erkenntnis zurück komme: ich bin nicht interessiert daran, ein perfektes Bild von mir zu zeichnen. Ich möchte mich zwar auch nicht schlechter machen als ich bin, oder ständig rumlamentieren und nach Mitleid fischen. Ich möchte einfach das teilen, was ist, so wie ich es wahrnehme.
Erklärungen machen es leichter, Gefühle zu akzeptieren
Nachdem ich eine lange wirklich wunderbare Periode in Amritabha hatte, kam vor ca. zwei Wochen ein Einbruch. Plötzlich war ich unzufrieden mit mir und anderen, misstrauisch und die sogenannten „Themen“ und „Prozesse“ schienen gar nicht mehr aufhören zu wollen. D. h. zwischendurch gab es schon glückliche Momente, aber es waren irgendwie eben Momente. Kurzes Auftauchen und Luftschnappen an der Oberfläche, bevor mich wieder irgendeine Emotion wie ein Strudel in die Tiefe sog. Oder vielleicht sollte ich sagen: saugt, denn zum Zeitpunkt des Schreibens bin ich mir wirklich nicht sicher, ob ich da nicht immer noch drinstecke …
Mein Intellekt möchte in solchen Situationen immer gerne Erklärungen, dann kann er die Gefühlsachterbahn leichter akzeptieren. Und Erklärungen gibt es auch: dass ich in einer Phase des Umbruchs bin, in der etwas Altes geht aber das Neue noch nicht hier ist. Die Sonnenfinsternis bzw. diese Periode davor, die aus astrologischer Sicht eine sehr spezielle und transformierende war. Mein herannahender Geburtstag. (Die Zeit davor ist für mich meist nämlich auch sehr intensiv.)
Scheiß auf die Erklärungen, ich will nur das das aufhört!
Freitag früh nach der 4-Uhr-Medi konnte ich lange nicht wieder einschlafen, weil ich so sehr in Sorge und Angst war wie schon ewig nicht mehr. Es war als wäre ich wieder komplett ins Unbewusstsein abgetaucht und hätte mich noch nie mit Spiritualität befasst. „Scheiß auf die ganzen Erklärungen – ich will einfach nur, dass das aufhört, ich halte es nicht mehr aus!“ So war die Gefühlslage. Irgendwann schlief ich ein. Und wachte wie gerädert auf.
Triff niemals Entscheidungen aus einem Gefühl der Not heraus
Ich hatte an diesem Morgen einen Termin, ein Vorgespräch für ein Coaching, das ich schon eine ganze Weile in Erwägung zog. Ich dachte nur, „Verdammt, mit dieser Verzweiflung willst du da nicht reingehen und schon gar keine Entscheidung treffen!“ Da ich die Mentorin, mit der ich den Skype-Termin hatte, sehr schätze und ihr vertraue, habe ich nicht abgesagt, sondern einfach meinen Wunsch wiederholt – bitte halte mich davon ab, hier heute etwas zu entscheiden, ich möchte das nicht aus einer Notlage heraus tun. Sie gab mir ihr Wort, das zu tun.
Das Gespräch lief toll, es hätte ja eigentlich nur ein Vorgespräch sein sollen, aber ich bekam in Wahrheit bereits eine richtig gute Beratung. (Ich werde zu gegebener Zeit auch an dieser Stelle verraten, worum es sich bei diesem Coaching handelt und natürlich auch, wer diese tolle Frau ist. Ich möchte mich da jetzt gerade einfach nicht unnötig unter Druck setzen.) Und es gelang mir, mich an mein Vorhaben zu halten, mir trotz aller Begeisterung eine Bedenkzeit zu nehmen.
Auch wenn nur du dich retten kannst – nimm Hilfe an
Mir wurde klar, dass meine Überzeugung, dass es niemals die anderen sind, die uns retten (können), nach wie vor stimmt. Dennoch ist es ab und zu notwendig, die anderen dabei um Hilfe zu bitten uns selbst zu retten. Ich verstand: nein, egal wie toll diese Frau und ihr Coaching sind, sie sind nicht „Die Rettung“. Und gleichzeitig sind sie es doch – denn dieses Coaching ist meine Entscheidung für mich selbst. Die Anerkennung, die ich mir selber mit dieser Entscheidung zolle: ich bin mir selbst wichtig genug, mich in diesem Bereich meines Lebens nicht mehr in diesem Nebel herumirren zu lassen, nur weil ich so halsstarrig bin und mir versuche einzureden, ich müsste das alleine hinbekommen! Muss ich nicht. Ich darf mir Hilfe suchen – und das tue ich jetzt.
Bring an die Oberfläche, was du in dir erahnst
Das bedeutet nicht, dass dann alles ein für alle Mal geregelt ist. Dieses Coaching (oder sonst irgendeines) ist keine Wunderheilung, nicht Die Erleuchtung. Ich bin mir sicher, dass ich am Ende des Mentorings konstatieren werde, „Eigentlich wusste ich das Meiste schon“. Ich hoffe es jedenfalls! Das ist der Punkt, nicht wahr? Es geht immer darum, das an die Oberfläche zu bringen, was wir bereits in uns tragen. Und die Ahnung davon tragen wir ja auch schon in uns. Mir selbst fehlt oft die Sicherheit darauf zu vertrauen, dass das, was da in mir ist wirklich wahr ist und es tatsächlich möglich ist, das zu leben. Und zur Zeit auch die Klarheit, wie gesagt.
Nicht alle, denen du vertraust, können dich zum Erfolg führen
Damit das Ganze wirklich gelingen kann, ist es natürlich wichtig, wen wir uns als Coach suchen. Es muss ja jemand sein, dem wir zutrauen, uns dazu zu bewegen, die Schätze aus dem Inneren nach außen zu tragen. Ich stelle fest, dass ich nicht die Führung aller Menschen, denen ich vertraue, annehmen kann. Die Mentorin, für die ich mich entschieden habe, ist jemand, die bei mir Begeisterung und Lust auf die Zusammenarbeit auslöst – und das Gefühl, dass ich wundervoll bin und das alles mit Bravour schaffen werde. Ja, das ist wichtig für mich. Die Drill-Seargeant-Nummer, bei der man von irgendeinem Personal Trainer zur Sau gemacht wird, wäre also nichts, was mich zum Erfolg führen würde, selbst, wenn ich Vertrauen zu der Person hätte …
Gestalte dein Leben aktiv, unabhängig von emotionalen Hochs und Tiefs
Ich habe heute meine Entscheidung für das Coaching mitgeteilt. Nicht aus der Not heraus, obwohl ich wieder/noch immer auf einer Welle von Emotionen reite. Ich habe es getan, weil ich mich daran erinnerte, dass mich diese emotionalen Hoch- und Tiefgänge nicht daran zu hindern brauchen, mein Leben aktiv zu gestalten. Wie ich auch schon (öfter) geschrieben habe: wenn wir darauf warten, dass die Umstände unseren Wünschen entsprechen, verbringen wir unser Leben mit Warten.
Öffne dich für Hilfe von Oben
Das aktuelle Thema des Neumondzyklus hier in Amritabha hilft mir sehr dabei, einen wichtigen Aspekt zumindest im Hinterkopf zu behalten: ich bin nicht allein. Wir alle haben geistige Helfer. Sie sind stets bei uns, egal, ob wir uns dessen bewusst sind oder nicht. Wenn wir uns ihnen bewusst zuwenden, geben wir ihnen einfach viel mehr Möglichkeiten uns zu unterstützen.
Eigentlich ist es kein Wunder, dass wir so oft verzweifelt sind und überfordert, angesichts unserer Lebenssituationen – wenn wir sie in dem (Un-)Bewusstsein leben, dass wir das alles alleine regeln müssen, dann können sie auch echt überfordernd und zum Verzweifeln sein. Müssen wir aber nicht. Die größte Herausforderung des Lebens ist in Wahrheit nicht die Anstrengung, „das alles geregelt zu bekommen“. Die größte Herausforderung ist das Vertrauen darauf, dass alles bereits geregelt ist, selbst, wenn wir das manchmal nicht erkennen können.
Vielleicht ist also das der Unterschied zwischen meiner Gemütslage heute und der in den letzten Wochen: ich tappe immer noch im Nebel, aber ich bin endlich wieder im Vertrauen angekommen, dass das in Ordnung so ist.
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Schönheit
Ich habe lange ein zwiegespaltenes Verhältnis zum Thema Schönheit gehabt, vor allem meiner eigenen, aber auch zu der Frage, ob sich wirklich in allem, was es auf dieser Erde so gibt, Schönheit finden lässt. Ob man sie überhaupt in allem finden darf. Welche Rolle spielt die Wahrnehmung? Was ist Schönheit überhaupt? Ist sie wichtig? Wie siehst du das? Hieran glaube ich:
Schönheit ist eine Frage der Wahrnehmung
Als mir eine gute Freundin vor ein paar Jahren von ihrem Vorhaben erzählte, sich einer kosmetischen Operation zu unterziehen, machte mich das nachdenklich. Dass Fremdwahrnehmung und die Selbstwahrnehmung unterschiedlich sind, ist mir schon klar. Sagt sich ja auch leicht. Aber irgendwie hat mir diese Situation vor Augen geführt, was das tatsächlich bedeutet. Diese Freundin war/ist nämlich für mich eine der schönsten Frauen, die ich kenne. Wenn diese wunderschöne Frau sich durch meine Augen sehen könnte, dann würde sie diese OP nicht machen wollen, dachte ich. Sie muss sich selbst also irgendwie anders wahrnehmen, denn ich zweifelte nicht daran, dass der Eingriff aus ihrer Perspektive positiv für sie war (und den Eindruck habe ich bis heute).
Was mich an der Situation wirklich traf, war vermutlich, dass sie mich mit der Frage konfrontierte, wie es denn um mein eigenes Selbstbild bestellt stand. Ich hatte zwar nicht vor, mich einer OP zu unterziehen, aber dass ich mit meinem Aussehen zufrieden gewesen wäre, wäre eine glatte Lüge gewesen. Auf gewisse Weise war meine Freundin da ehrlicher als ich. Denn ich war unzufrieden und gleichzeitig zu hochmütig um überhaupt irgendjemandem (vor allem mir selber) einzugestehen, dass Schönheit/die Zufriedenheit mit dem eigenen Aussehen sehr wohl auch für mich eine Rolle spielte.
Die Wahrnehmung der anderen wird niemals die Stimme in unserem Inneren übertönen
Sind chirurgische Eingriffe die Antwort auf diese Unzufriedenheit mit dem eigenen Aussehen? Ich weiß es nicht, ich denke, das kann jede/r nur für sich selbst beantworten. Worin ich aber sicher bin ist dies: Die Wahrnehmung der anderen wird niemals gegen die Stimme in unserem Inneren ankommen. Und es ist die Stimme in unserem Inneren, die bestimmt, wie wir uns selbst wahrnehmen und uns der Welt zeigen. Wenn ein operativer Eingriff dauerhaft die Stimme im Inneren überzeugen kann, dann ist das durchaus eine sinnvolle Maßnahme. Allerdings bin ich mir sicher, dass das bei mir nicht so funktionieren würde. Meine Zweifler-Stimme würde dann schnell etwas anders finden, was jetzt auch noch geändert werden müsste. Denn das ist ja ihr Wesen: zu zweifeln und zu kritisieren.
Es gibt mehr als nur eine Stimme in unserem Inneren – welcher schenken wir unser Vertrauen?
Um genau zu seien: es ist die Stimme in unserem Inneren, der wir unseren Glauben schenken, die bestimmt, wie wir uns fühlen und uns zeigen. Denn, ja, es gibt sie, die Stimme, die mir sagt ich solle mir bloß nichts einbilden, ich gehöre nie und nimmer zu den Schönen. Es gibt da allerdings noch eine andere Stimme in mir. Eine Stimme, die jedes Mal, wenn ich in den Spiegel schaue, nur Schönheit sieht. Mit anderen Worten: eine gefährliche Stimme, eine verführerische Lügnerin. Wehe, ich sollte mal auf sie hereinfallen – was für eine Schande wäre das, wenn jemand bemerken könnte, ich fände mich schön und dabei bin ich es doch gar nicht!?
Ein Körper, so viele verschiedene Wahrnehmungen. Wenn das bei meiner Freundin so ist, warum sollte es bei mir dann anders sein? Was, wenn die Lügnerin in mir keine Lügnerin ist? Was, wenn alle anderen mich bereits in meiner Schönheit erkennen und ich die einzige bin, die an einer anderen Wahrheit festhalten will? Oder was, wenn der einzige Grund, warum die anderen mich nicht in meiner Schönheit erkennen können, der ist, dass ich mich für die Stimme entscheide, die nur abfällig über mich denkt? Wenn es nicht eine Wahrheit über meinen Körper gibt, dann müsste ich doch eine wählen können? Was hindert mich dann daran, mich für etwas anderes als das schönste Bild meiner selbst zu entscheiden?
Schöne Frauen vs. Intelligente Frauen
Der Grund, weshalb ich mich nicht dafür entscheiden konnte, meine eigene Schönheit in ihrer Tiefe anzunehmen war folgender: ich war überzeugt, dass es zwei Kategorien von Frauen gäbe – intelligente und schöne. Intelligente Frauen mussten dieser Vorstellung nach zwar nicht zwangsläufig hässlich sein, aber sie durften eindeutig nicht zeigen, dass sie Wert auf ihr Äußeres legten. Das, so meinte ich, sei oberflächlich und oberflächlich ist dumm, weiß ja jede/r! Umgekehrt durften schöne Frauen zwar mit Intelligenz „überraschen“, aber so intelligent konnten sie ja doch nicht sein, denn sonst wären sie ja nicht so oberflächlich und würden so viel Wert auf ihr Äußeres legen … (Dass alle meine Freundinnen den Gegenbeweis lieferten, war irgendwie für meine Vorstellung nicht relevant. Für die anderen gelten eben doch andere Maßstäbe als für uns, nicht wahr?)
Neid – ein Hinweis darauf, was wir uns selbst nicht zu leben gestatten
Einige Zeit später entdeckte ich, dass ich neidisch war auf einen gewissen Typ von Frauen. Neid, das hatte ich zu dem Zeitpunkt verstanden, entsteht immer dann, wenn wir etwas bei anderen sehen, was wir uns selbst nicht gestatten zu leben. Was war das also für ein Typ von Frauen, über den ich mich so furchtbar aufregen konnte? Ganz einfach: es waren die Frauen, die so unverschämt waren, beides zu sein. Intelligent und schön. Es waren Frauen, denen ich via social media folgte, die kluge Texte schrieben, die mich tief berührten. Diese Frauen schrieben aber nicht nur toll, sie zeigten sich auch in ihren Bildern, auf eine natürlich schöne Weise. Nicht aufgebrezelt, aber gewisse Details an ihrer Aufmachung verrieten, dass es nicht nur darum ging, ihre natürliche Schönheit zu betonen, sondern die Welt auch wissen zu lassen: Ich sehe meine eigene Schönheit, ich weiß, wie ich sie betonen kann und ich teile beides mit dir – meine Schönheit und mein eigenes Bewusstsein dafür.
Der Sinn von Schönheit
Keine Frage, es gibt sie nach wie vor beide: den Teil in mir, der all meine Fehler sieht und der mir sagt, ich solle mir bloß nichts einbilden und den Teil, der meine Schönheit sieht und sich an ihr erfreut. Fest steht, dass es nur eine der beiden Stimmen es möglich macht, ein leichtes und freudiges Leben zu leben. Und darum geht es doch, nicht wahr?
Das Thema Schönheit beschäftigt mich aber nicht nur, wenn es um mein eigenes Äußeres geht, sondern auch um das meiner Umwelt. Ich mag es auch, meine Umgebung zu gestalten. „Mag“ ist eigentlich untertrieben – es ist mir ein Bedürfnis. Wie ein Raum gestaltet ist beeinflusst mein Wohlbefinden in hohem Grade. Bisher hatte ich auch zu diesem Bedürfnis nach Schönheit im Außen ein zwiespältiges Verhältnis. Ich dachte oft, dass ich mehr in Balance in meinem Inneren kommen müsste, damit es mich nicht so sehr beeinflusst, wie das Außen ist. Schönheit ist ja nett, aber so wichtig kann sie ja wohl nicht sein. Oder?
Gestern hörte ich mir Inshas Krafttier-Meditation an. Darin führte sie uns zum heiligen weißen Schmetterling, der uns für die Schönheit in der Welt und in uns öffnet. Während der Meditation sagte Insha einen Satz, der mich mein Verhältnis zur Schönheit plötzlich aus einer anderen Perspektive betrachten ließ: da wo wir Schönheit sehen, spüren wir Gott. Gott ist in der Schönheit – der Gedanke hat sich in mir so noch nie formuliert. Ich wusste sofort, dass er wahr ist.
Ich habe in letzter Zeit oft gedacht „Ja, das mit dem Mit-mir-selber-in-Kontakt-treten klappt ja schon ganz gut, aber was ist mit dem Kontakt zu Gott? Warum spüre ich nichts? Wo soll ich suchen?“. Als ich dann hörte, dass Gott in der Schönheit zu finden sei, konnte ich plötzlich verstehen, warum mir Schönheit so wichtig ist. In mir selbst, um mich herum – und was dieses Gefühl ist, dass diese Schönheit in mir auslöst. Diese Freude und die Leichtigkeit. Schönheit ist Harmonie, ist Frieden. Hallo Gott, hier bist du also! Plötzlich erschien es mir gar nicht mehr so sinnlos und dumm, Wert auf Schönheit zu legen, mich und die Welt nach ihr abzusuchen und sie anzunehmen.
Es ist mit der Welt genauso wie mit uns, unserem Aussehen, unserem Inneren: es gibt beides, das Hässliche und das Schöne. Alles, was falsch ist und alles, was gut ist – genau so, wie es ist. Der heilige weiße Schmetterling hilft uns dabei, die Schönheit zu erkennen. Er hilft uns, mit anderen Worten, Gott zu finden. In der Welt und in uns. Danke liebe Insha, dass du uns zueinander geführt hast.
PS: Wenn ich die Welt durch die Augen des heiligen weißen Schmetterlings betrachte, dann klingt sie und sieht aus wie „Welt der Wunder“ von Marteria. Und für dich?