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Regenschirme | Wenn manchmal einfach gar nichts leicht ist
Ihr Lieben!
Ich komme so langsam wieder unter meinem Stein hervor, unter den ich mich zurückgezogen habe. Ich kam mit so viel Tatendrang hierher, meldete endlich mein Gewerbe in Deutschland an, was wirklich ein hochfeierlicher Tag für mich war. Nur um es ein paar Tage später schon wieder abzumelden und dann auch noch die Produkte in meinem etsy-Shop zu deaktivieren. Das war hart.
Und ja, da gibt es diesen Teil von mir, der sich gerne als das Opfer fieser Umstände betrachten möchte, der euch gerne eine Geschichte erzählen möchte, was mir alles Unrechtes widerfahren ist, wer Schuld an was hatte und warum ich nichts dafür kann, dass mein Leben gerade einfach nicht so will wie ich.
Und es gibt den Teil, der am liebsten gar nichts erzählen möchte, der einfach so tun will, als wäre das alles nicht passiert und warten, bis ich mich wieder auf der Sonnenseite des Lebens fühle und euch eine fröhlichere Geschichte erzählen kann.
Zum Glück gibt es da aber auch diesen Teil in mir, der weiß, dass weder die eine noch die andere Geschichte mich wirklich interessieren. Der weiß, dass ich eigentlich etwas ganz anderes will. So sein wie ich bin und mich mitteilen. Ohne mich zu rechtfertigen, aber eben auch ohne mich zu verstecken.
Die Welt da draußen ist nicht Schuld – sie ist nur Spiegel
Das ist auch der Teil, der Bullshit ruft, wenn ich mich von anderen ungerecht behandelt fühle. Der Teil, der weiß, dass das, was das Leben uns manchmal um die Ohren haut, sich zwar echt mies anfühlen kann, aber dass die Wahrheit immer ist: das kommt aus unserem eigenen Inneren. Die Welt da draußen ist nicht Schuld an unserer Situation – sie ist der Spiegel, der uns zeigt, wie es in unserem Inneren aussieht.
Du kannst das Wetter nicht bestimmen, aber du kannst trotzdem entscheiden, ob du rausgehst oder nicht
Das ist auch der Teil, der nach einer Weile des Rückzugs und des Wundenleckens den Faden der Geschichte wieder aufnehmen möchte. Der Teil der findet, dass man nicht so tun muss, als regnete es nicht, aber man muss vielleicht auch nicht ohne Schirm aus dem Haus gehen, nur um zu beweisen, wie schrecklich doch das Wetter ist.
Denn das ist doch der Punkt: wir können das Wetter (oder sonstige Umstände) nicht bestimmen, aber wir können trotzdem entscheiden, ob wir rausgehen oder nicht, ob wir darauf beharren, dass Regen schrecklich ist – oder ob wir einfach schauen, wie wir das, was das Leben gerade im Angebot hat, für uns nutzen können.
Blockaden ignorieren ist schmerzhafter als sie zu akzeptieren
Die innere Blockade, die sich da in den vergangenen Woche in meinem Leben gezeigt hat, macht mir vor allem bewusst, dass es manchmal einfach keinen leichten Weg gibt. Dass wir manchmal nichts anderes tun können als genau das zu akzeptieren. Blockaden ignorieren ist schmerzhafter und sinnloser als sich selbst in den Arm zu nehmen und zu sagen „OK, dann ist das jetzt so. Das, was ich vorhabe, fällt mir nicht leicht und daran kann ich gerade nichts ändern. Ist einfach so“. Verständnis für unsere eigene Situation löst oft schon große Teile der Blockade. Es ist sozusagen der Regenschirm.
Ich weiß, dass ich mit dieser Situation nicht alleine bin. Ich sehe, dass es vielen von euch ähnlich geht. Das ist auch eine gute Erinnerung: wir sind eben alle verbunden. Das ist der Regenschirm, den wir füreinander aufhalten – wenn wir miteinander teilen, was uns bewegt.
Fühlt euch umarmt,
PS: Das schöne Winterfeenfoto hat die liebe La von mir gemacht, als ich sie Anfang des Monats besucht habe. Das ist auch ein guter Regenschirm: sich einfach mal mit ’ner Freundin wie die Fee (und Elfe) im Wald aufführen.
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Vom Wünschen und Verstehen
1:33h – Aufgewacht dank Jetlag. Normalerweise hätte ich es mir verboten, den Computer anzuschalten – macht doch nur noch wacher. Aber ich habe mir für dieses Jahr vor allem eines vorgenommen: ich möchte es mir leicht machen. So oft wie möglich. Und jetzt gerade ist es leicht, hier zu sitzen und zu schreiben, also … Das ist eine Lehre, die ich immer wieder im Rückblick auf mein Leben ziehe. Die Momente, in denen ich gelitten habe, sind allesamt Momente, in denen ich mir das Leben selber schwer gemacht habe.
In der Vergangenheit war diese Erkenntnis oft ein Vorwurf an mich selber. Jetzt empfinde ich sie nur noch als Erleichterung. Sie bedeutet nämlich, dass wenn ich den leichten Weg wähle, anstatt mich mal wieder durch irgendetwas durchzubeißen, werde ich irgendwann zurückblicken können und sehen: gut gemacht. Ich habe mir das Leben ja auch in der Vergangenheit nicht nur schwer gemacht.
Job gekündigt, Haus gefunden – was passiert, wenn man der Herzensstimme folgt
Ich kann inzwischen auf genug Leben zurückblicken, um zu sehen, dass ich zu beidem fähig bin, zum Misstrauen und zum blinden Vertrauen in meine Herzensstimme. Ich möchte wie gesagt öfter den leichten Weg wählen – de Weg des Vertrauens. So wie damals, als ich meinen Job kündigte, weil ich in mir die Gewissheit spürte, dass ich den loslassen müsste, damit das Haus auf dem Land, was Peter und ich uns damals so wünschten, kommen könnte. Und tatsächlich kam es auch so: erst kam das Haus. Wir bekamen den Kredit dafür sogar obwohl wir beide zu dem Zeitpunkt noch arbeitslos waren. So etwas erlebt man, wenn man dieses blinde Vertrauen in die Herzensstimme hat.
Fühlen und verstehen – beides ist wichtig
Eine Sache, die ich durch die Reise über mich erfahren habe ist, dass ich immer beides brauche – fühlen und verstehen. Das Gefühl ist immer am Anfang, es ist eigentlich ein Wunsch. Der Hintergrund dieses Wunsches ist meist nicht sofort offensichtlich und der Verstand will ihn ergründen. Dazu gibt es zwei Wege – entweder wir finden heraus, warum der Wunsch recht hatte, indem wir ihm blind vertrauen und folgen. Oder wir finden im Umkehrschluss heraus, warum er recht hatte, indem wir ihm misstrauen und ihm nicht folgen.
Der Weg des Misstrauens fängt im kleinen an, bei scheinbar unbedeutenden Entscheidungen. Wenn wir ihm lange genug folgen, stellt er uns dann vor die großen Weggabelungen, wo die Konsequenzen der verschiedenen Alternativen einfach überdeutlich werden.
Es ist eine Sache, unglücklich in einer Beziehung zu sein, solange ich nicht verstehe, dass die Beziehung ein beitragender Faktor für dieses Unglücklichsein ist. Es ist eine Sache, zu reisen, solange ich nicht verstehe, was es bedeutet, dass ich ständig plötzlich vom Heimweh gepackt werde und an jedem schönen Ort, den ich entdecke, immer wieder nur der Gedanke kommt „Das ist ja alles schön – aber es ist nicht Sundsvall“. Es ist immer eine andere Sache, sobald sich mein Bewusstsein verändert hat. Da trenne ich mich dann ganz plötzlich oder lasse ein Flugticket nach Chile verfallen. Weil es quasi gar nicht mehr anders geht. Nicht, weil die Stimme im Kopf nicht mehr da ist. Ganz im Gegenteil.
Der Herzensstimme folgst du nicht, weil die Stimme im Kopf verschwunden ist – du machst es einfach trotzdem
Die sagt natürlich „Ja, aber wie sieht das denn aus, wenn du dich trennst – ihr habt doch gerade erst geheiratet!?“ Die sagt „Wie sieht das denn aus, wenn du deine Reise abbrichst?!“ Die sagt „Wie sieht das denn aus, wenn du sagst, du willst nach Sundsvall zurück!?“ Und die Stimme hat natürlich auch Antwort parat, auf ihre Frage, wie das wohl alles aussieht: nämlich total bescheuert. Als ob ich nicht wüsste, was ich wollte. Als ob ich übereilte Entscheidungen treffe, zu denen ich dann nicht stehen kann – weil sie eben total übereilt und idiotisch waren.
Das ist der Moment, in dem ich plötzlich tiefe Gewissheit habe: ich tue genau das Richtige. Ich spüre, wie richtig meine Entscheidung ist, und dass es total egal ist, wie das alles für andere aussehen mag (das weiß ich ja letztlich gar nicht, ganz abgesehen davon, dass es mich nichts angeht, was andere über mich denken). Da spüre ich ganz deutlich, dass es total verrückt und bescheuert wäre, eine andere Entscheidung zu fällen – nur, damit es irgendwie „besser“ aussieht oder für andere nachvollziehbarer wird. Ich weiß, dass man sein Leben sehr wohl nach diesem Aspekt gestalten kann Und ich kann’s verstehen, denn wie gesagt, auch ich bin nicht frei von der Stimme, die fragt, wie das denn aussieht … Umso dankbarer bin ich, dass ich mich von ihr nicht abschrecken lasse.
Die Frage ist nicht, ob du Erkenntnis gewinnst sondern wie
Jetzt, wo ich verstanden habe, dass es mir immer um das Verstehen geht und vor allem: dass das auch so sein darf, habe ich eine andere Ausgangslage. Mir ist durch die Reise klar geworden, dass ich in allem, was ich tue, Erkenntnisse gewinne. Dass es nicht darum geht, ob ich herausfinde, warum ich mir etwas wünsche, sondern wie. Dass ich mich entscheiden kann, herauszufinden, warum es sich lohnt dem Wunsch, der Herzensstimme zu folgen oder eben nachzuforschen, warum mein Misstrauen gegen die Alternative berechtigt war. Das Ergebnis steht ja schon vorher fest: die Herzensstimme hat Recht. Die Gründe dafür werden im Nachhinein geliefert.
Da ist die größte Herausforderung für mich, erstmal zu checken, wenn ich gerade mal wieder der Stimme aus dem Kopf folge, die wieder irgendeine Meinung darüber hat, was geht oder was nicht. Vielleicht kennst du ja auch diesen inneren Dialog:
Wunsch: „Ach, das wäre toll, wenn ich xy machen/haben könnte“
Kopf: „Ja, aber das geht nicht, weil *irgendein logisch klingender Grund*. Du könntest stattdessen *irgendetwas anderes* machen/haben. Das ist auch gut.“
Wunsch *hat dem Kopf kein Argument entgegenzusetzen, weil er nicht logisch ist und verwelkt innerlich wie eine Blume*: „OK“Meiner Beobachtung nach erweisen sich die ganzen Kopfgründe in der Realität entweder als überwindlich (oft sogar leichter als gedacht) oder nicht existent. Zum Beispiel: Als ich in Frankfurt am Flughafen ankam, stellte ich fest, dass die Gepäcktrollys nicht mehr gratis waren. Fand ich doof und ging ganz automatisch genervt zum Gepäckband. Ich spürte schon das Gewicht von meinem Rucksack auf den Schultern, als mir plötzlich der Gedanke kam: du hast nicht mal nachgeschaut, was denn die Gebühr ist. Der halsabschneiderische Automat wollte doch tatsächlich die unverschämte Summe von sage und schreibe … einem Euro.
Das Leben besteht zum Hauptteil nicht aus den großen sondern aus den ganz kleinen Entscheidungen
Ich treffe nicht jeden Tag die Entscheidung, meinen Job zu kündigen um ein Haus zu finden, lasse mich nicht ständig scheiden, lasse nicht andauernd Flugtickets verfallen. Der Hauptanteil des Lebens besteht aus diesen ganzen kleinen Momenten, wo wir ganz unspektakulär mit unserem Rucksack dastehen – und trotzdem wählen können. Wir können uns die 20kg aufschnallen und auf irgendwelchen schrulligen Prinzipen nach Hause reiten oder wir können uns überlegen, wie wir’s denn gerne hätten und zuschauen, wie es möglich wird.
In diesem Sinne wünsche ich uns allen ein Jahr voller Leichtigkeit und Freude. Ich wünsche uns, dass wir der Herzensstimme immer mehr im Kleinen vertrauen, damit sie uns nicht im Großen gegen die Wand zu stellen braucht.
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Das Zuhause im Innen und im Außen
In den Tagen zwischen den Jahren schaue ich gerne auf das vergangene Jahr zurück. Ich mache mir bewusst, wofür ich dankbar bin, welche Herausforderungen ich erlebt habe, worauf ich stolz bin und worin ich in Zukunft noch besser werden möchte. Und dann träume ich und denke frei darüber nach, was ich im kommenden Jahr erleben möchte.
Ein reiches Jahr, voller unerwarteter Antworten, die die ganze Zeit da waren
2017 war ein unglaublich reiches Jahr – reich an Erfahrungen, Begegnungen mit netten Menschen, großartigen Aussichten und Einsichten. Alles was ich wollte, denn genau dafür lebe ich. Ich entschied mich zu reisen. Zum einen, weil ich einfach gerne reise, aber auch, weil ich mich zu Beginn des Jahres nirgendwo recht zu Hause gefühlt habe. Ich wollte die Reise als eine Gelegenheit nutzen, mich noch besser kennenzulernen, herauszufinden, was ich machen wollte und mein neues Zuhause zu finden.
Ich habe die Antworten auf meine Fragezeichen während der Reise erhalten, alles sehr viel früher, als ich erwartet hatte. Und sie waren sowohl unerwartet und gleichzeitig immer schon da, in der Tiefe meines Herzens.
Die größte Herausforderung
Ich entdeckte, dass ich sowohl mutiger als auch empfindsamer bin als ich dachte. Dass ich gerne sichtbar bin und dass ich leicht das Gute in anderen sehen kann. Dass ich so viel zu geben habe, und dass mir das am besten gelingt, wenn ich dem Fluss des Augenblicks folge. Dass das gute Eigenschaften sind als Fotografin, Kristallheilerin und Künstlerin. Dass das auch gute Qualitäten als Mitarbeiterin sind. Dass ich mich in all diesen Rollen wohl fühle. Dass ich Nähe mag und gleichzeitig gerne viel Zeit mit mir verbringe. Dass ich mich großen Herausforderungen stellen kann. Dass ich niemals vor ihnen davon laufe, sondern sie meistern will. Auch das halte ich für eine gute Eigenschaft. Es gibt mir Selbstvertrauen zu wissen, dass ich das kann. Ich habe es aber auch sehr genossen, den anderen Weg zu beschreiten. Der, auf dem alles mit Leichtigkeit und Freude fließt. Der Weg, der mein Herz zum Singen bringt. Die Herausforderung besteht hier darin, darauf zu vertrauen, dass sich all die praktischen Fragen lösen, wenn wir es wagen, diesen Weg zu wählen, auch wenn wir am Anfang noch nicht sehen können wie. Und dass es ganz leicht gehen darf.
2018 – Fokus auf den Weg, der das Herz zum Singen bringt
Im kommenden Jahr möchte ich mich noch stärker auf diese Herausforderung konzentrieren. Möchte noch mehr von dem machen, was mein Herz zum Singen bringt. Noch mehr auf die Stimme in mir hören, die „Oh ja!“ sagt. Mit oder ohne Erklärung. Dies ist der Weg nach Hause auf der inneren Ebene.
Der Weg nach Hause auf der äußeren Ebene hat sich als Teil dieser inneren Reise gezeigt. Auch hier war die Antwort unerwartet und dennoch war sie die ganze Zeit da. Es gibt einen Ort, der mein Herz zum Singen bringt, wenn ich an ihn denke. Es ist eine kleine Stadt an der Ostküste von Schweden. Das Leben ist schon wunder-voll, nicht wahr? Ich bin sehr gespannt, wie sich das neue Jahr entwickeln wird.
Wenn Du Tipps für mich hast, welcher Arbeitgeber in Sundsvall und Umgebung meine Eigenschaften schätzen könnte, freue ich mich über eine Nachricht.
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Über Vorstellungskraft
Manchmal wünsche ich mir Dinge, und mir wird erst später bewusst, was dieser Wunsch eigentlich bedeutet. Ich werde mir dessen bewusst, wenn ich seine Erfüllung erfahre.
Wie jetzt auf dieser Reise: Ich erlebe ständig, dass sich meine Wünsche erfüllen, und wie ihre Erfüllung sich in gewisser Weise von dem unterscheidet, was ich mir vorgestellt habe, und gleichzeitig genau das ist, was ich mir gewünscht habe.
Das Baumhaus der Erkenntnis
Ich hatte heute einen solchen Moment, als Friedas Verlobter Jason mir die Entstehungsgeschichte seines Baumhauses erzählte. Ich erinnerte mich plötzlich daran, wie ich vor meiner Reise eine Art Wunschliste geschrieben hatte, mit Orten, die ich besuchen wollte, was ich sehen und erleben wollte. Auf dieser Wunschliste stand ein Baumhaus, eines von einer ganz bestimmten Person, deshalb erkannte ich dieses Baumhaus nicht sofort als das Baumhaus von meiner Wunschliste. Aber als ich hörte, wie Jason über sein Baumhaus sprach und erkannte, wie gut durchdacht jedes Detail daran ist, dass dies wirklich die Manifestation einer großen Vision ist, erinnerte ich mich plötzlich daran, dass ich das Baumhaus auf meiner Wunschliste genau so so wahrgenommen hatte. Mir ging auf, dass mich eben das so fasziniert hatte, dass es der Grund, warum ich unbedingt dieses besondere Baumhaus sehen wollte. In diesem Sinne wurde mir mein Wunsch erfüllt, auch wenn ich nicht dieses Baumhaus sah und nicht die Erbauerin aus meiner Visualisierung traf.
Wir bekommen was wir uns vorstellen
Meiner Erfahrung nach funktionieren Wunsch und Visualisierung genau so: Wir bekommen buchstäblich das, was wir uns wünschen, was wir uns vorstellen. Nicht buchstäblich in dem Sinne, dass es in Übereinstimmung mit den Worten ist, die wir verwenden, sondern etwas, das dem Gefühl entspricht, das die Visualisierung in uns hervorruft. Deshalb brauche ich manchmal eine Weile, um zu erkennen, dass das, was ich gerade erlebe, genau das ist, was ich mir gewünscht habe.
So ist es bei jeder Station meiner Reise bisher gewesen – nach außen sahen sie alle anders aus als ich es mir vorher vorgestellt hatte, aber das Gefühl war das gleiche wie in meinen Visualisierungen. Je detaillierter ich mir vorstellte, was ich wollte, desto stärker war die Ähnlichkeit.
Seit ich das verstanden habe, überprüfe ich manchmal in Gedanken, was aus den Dingen geworden ist, die ich mir vorgestellt und gewünscht habe. Und ich bin zu diesem Zeitpunkt erstaunt darüber, dass es immer weniger Zeit braucht, bis meine visualisierten Wünsche wahr werden – und dass jede Abweichung von dem, was ich wirklich will, immer daran liegt, dass ich ein Detail in der Visualisierung oder der Beschreibung meines Wunsches versäumt habe.
Es ist unsere eingeschränkte Sicht, die uns daran hindert zu sehen, dass alles in Übereinstimmung mit dem großen Ganzen ist
Gleichzeitig kann ich sehen, dass hier auch eine tiefere Weisheit am Werk ist. Auch wenn die Abweichungen mich für einen Moment enttäuschen, wenn ich merke: „Oh, ich habe vergessen, das genau zu sagen, deshalb ist es so geworden“, stellt sich immer heraus, dass die Art und Weise, wie sich die Dinge entwickeln, genau richtig ist. Dass sie in Übereinstimmung mit dem Gesamtbild sind. Dass es nur meine beschränkte Perspektive aus dem Augenblick heraus ist, die mich daran hindert, das zu sehen.
Tue ich das Richtige?
Ich habe mir früher viel mehr Gedanken darüber gemacht, ob ich „das Richtige“ mache. Ich hatte ständig das Gefühl, dass ich mein Potenzial nicht ausschöpfte, dass ich etwas falsch machte, weil ich nicht besser war als ich war. Als ich begriffen habe, dass es ein größeres Bild gibt, dass wir mit einem bestimmten Plan in unser Leben kommen, und dass, auch wenn es Spielraum für Variationen in den Details gibt, es nicht möglich ist, in dem Sinne „zu versagen“, dass wir unseren Plan nicht erfüllen. Als ich das begriff, tröstete ich mich „Entweder war es richtig oder nicht so wichtig“, wenn ich mir mal wieder Sorgen machte, „das Falsche“ zu tun.
Was, wenn unsere „verzeihlichen Fehler“ nichtmal Fehler sind?
Auch darüber bin ich mir jetzt nicht mehr so sicher. Was, wenn es noch besser ist? Was, wenn die Dinge, die ich für verzeihliche Fehler gehalten habe, nicht einmal Fehler sind? Was ist, wenn alles genau so ist, wie es richtig ist – und zwar ständig? Was, wenn es nur meine eingeschränkte Sicht auf Dinge ist, die mich daran hindert, das zu sehen und ich mir deshalb einbilde, etwas ginge schief? Denn ich erlebe mehr und mehr, dass mein Leben, wie es sich gestaltet, genau richtig ist, selbst wenn ich beim Wünschen und Visualisieren meiner Zukunft bestimmte Details vergesse. Dass alles, was ich erlebe und erhalte erweist sich stets als genau das, was ich in Bezug auf das große Ganze brauche.
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Vom Laufen und Stolpern
In meinem letzten Blog schrieb ich, dass ich glücklich bin, obwohl das Leben gerade kein ständiges Picknick im Park ist. Meine Mentorin gab mir ein Bild, das mir noch besser gefällt. Sie sprach von neuen Räumen, die sich gerade geöffnet haben, und die ich jetzt gerade betrete ohne so recht zu wissen, was die Gesetzmäßigkeiten dieser Räume sind. Es ist ein sehr gutes Bild, denn im Moment erlebe ich mal wieder extreme Gefühlsschwankungen. Das ist eben das mangelnde Wissen über diese neuen Räume und das Austesten, was irgendwie nach dem Zufallsprinzip funktinoert. Dabei stoße ich manchmal eben auf Gold, und alles funktioniert einfach von selbst, und manchmal … ja, manchmal finde ich etwas anderes und es lässt sich nicht voraussagen, was wo ist.
Nachdem ich diesen letzten Blogbeitrag geschrieben hatte, fühlte ich mich so voller Leben und Energie, dass alles zu schwingen schien. Ich kenne Gefühl, es ist nicht einfach Euphorie, so fühlt es sich an, wenn ich im Zentrum meines Seins bin, wenn ich so sehr ich bin, wie es nur geht. Doch an diesem Punkt bin ich immer noch nicht daran gewöhnt, ständig so voll und ganz ich zu sein. Es gibt immer noch diesen Teil, der daran zweifelt, und der im Grunde nur darauf wartet, dass etwas auftaucht, das er mir als Beweis unter die Nase halten kann, dass das alles nicht echt ist. Wenn man auf so etwas wartet, dann findet man es natürlich auch. Und von dort ist es nur noch ein kleiner Schritt, um in andere alte Gewohnheiten zurückzufallen. Wie sich selbst zu kritisieren, alles zu analysieren, was man „falsch“ gemacht hat, wie man es hätte verhindern können, blablabla …
Heute Morgen beschäftigten mich die Fragen, wann sich die Dinge gestern verschoben haben, was der Auslöser gewesen war, was ich hätte tun sollen und wie ich heute wieder „nach oben“ zurückkehren könnte. Dann fiel mir auf, dass das ein bisschen ist, wie ein Kind in die Ecke zu stellen, wenn es „ungezogen“ war, und ihm zu sagen, dass es sich bessern müsse, um aus dieser Ecke heraus gelassen zu werden. Ich habe zwar keine Kinder, aber irgendwie glaube ich nicht, dass dieser Erziehungsstil tatsächlich funktioniert. Und wenn ich das doch glaube, wie um alles in der Welt komme ich auf die Idee, dass das bei mir oder irgendjemandem funktionieren könnte?!
Ich erinnerte mich daran, woran ich glaube: dass die Lösung, um „nach oben“ zu kommen, immer darin besteht, die richtige Perspektive zu finden. Ich kehrte zu Irkas Analogie zurück, dass ich neue Räume betreten habe. Und ich erinnerte mich, wie ich ihr geantwortet hatte, dass ich das Gefühl hatte, meine ersten Schritte auf diesem Planeten zu machen, obwohl ich weiß, dass ich technisch gesehen schon über 30 Jahre lang hier herumlaufe.
Und da war sie, die Antwort: Wenn du als Kind das Laufen lernst, dann tust du es nicht, indem du analysierst, was du falsch machst, wenn du fällst. Du lernst zu laufen indem du es tust und indem du einfach stur darauf beharrst zu laufen, egal wie oft du fällst. Und plötzlich ist meine Perspektive nicht mehr: „Ach Mann, schon wieder gefallen, wann hörst du damit endlich auf?!“ Stattdessen finde ich auf einmal, dass wir unser Stolpern viel mehr feiern sollten. Es bedeutet nämlich, dass wir dabei sind zu laufen, anstatt in einer Ecke zu sitzen, zu ängstlich, um es überhaupt zu versuchen, weil wir es vielleicht nicht sofort hinbekommen.
Ich wünsche mir, dass wir uns das Laufen und das Stolpern gestatten, dass wir uns einen Keks freuen, wenn es richtig gut läuft und dass wir uns (selbst und einander!) ermutigen, wenn wir mal wieder gestoplert sind.
PS: Die spirituelle Meisterin und Feuerschamanin Fe San gerade hat eine Video-Botschaft zum Thema Erfolg veröffentlicht, die ich sehr inspirierend finde. Sie erklärt nämlich u. a. sehr schön, wie die Bewertung unseres Tuns mit unserem Erfolg zusammenhängt:
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Über das Zuhause im Inneren
Eine Weile dachte ich, dass ich meinen Blog zu einem Reiseblog machen und vor allem Bilder von den Orten posten wollte, die ich besuche. Das war wohl der Punkt, an dem sich ein Missverständnis einschlich: Ich hatte plötzlich die Vorstellung, dass ich nicht mehr darüber schreiben könnte, was in meinem Inneren vor sich ging. Nachdem ich meine Website überarbeitet hatte, um auch meine Arbeit zu präsentieren, kam noch hinzu, dass ich plötzlich glaubte, „seriöser“ (was auch immer das ist) auftreten zu müssen, nicht mehr „einfach so drauf los schreiben“. Aber was mich vor allem blockierte war dieser Gedanke: „Du hast all diese wundervollen Begegnungen und Erlebnisse und darfst all diese wunderbaren Orte besuchen – du hast kein Recht, dich schlecht zu fühlen, geschweige denn darüber zu sprechen. Das ist nur Jammern. Außerdem würde Mama sich Sorgen machen, wenn sie das liest.“ Also habe ich irgendwie aufgehört zu schreiben.
Veränderung | Es geht nie um die Situation, sondern immer um die Perspektive
Meine Reise um die Welt – Warum der Anfang ein Schock war
Ja, ich darf viele wundervolle Dinge tun, all möglichen tollen Orte besuchen, Leute treffen, die wirklich nett und großzügig zu mir sind. Und dennoch war der Beginn dieser Reise ein Schock. Einfach weil sie sich anders gestaltet hat als ich es mir vorgestellt hatte. Als ich mich nach meiner Trennung letztes Jahr dazu entschloss, dachte ich, ich wollte die Welt erkunden, Freunde besuchen, die ich schon lange nicht mehr gesehen habe, und herausfinden, was ich mit meinem Leben anfangen will. Denn das einzige, was ich zu dem Zeitpunkt wusste war, dass ich den Weg, auf dem ich gewesen war, nicht fortsetzen konnte. Ich hatte mich in eine Ecke gemalt, und es war an der Zeit, da raus zu kommen.
Als ich nach Amritabha kam, wollte ich mich besser kennenlernen, was ich auch tat. Eine der großen Erkenntnisse, die ich dort hatte, war dass diese Reise viel mit dem Weglaufen vor mir selbst zu tun hatte. Ich habe darüber schon einmal geschrieben, und ich werde wahrscheinlich weiter darüber schreiben, weil es das ist, worum sich alles dreht, was ich gerade durchmache. Ehre wem Ehre gebührt: ich hatte diese Erkenntnis nicht „einfach so“. Jaruh, spiritueller Lehrer und Amritabha-Bewohner, machte mich darauf aufmerksam. Natürlich ging das anfangs nicht gerade runter wie Öl, ich war total empört und lehnte die Idee damals ab. Ich habe darüber geschrieben und warum ich meine Meinung hierzu geändert habe.
Hör auf, von dir wegzulaufen und finde stattdessen das Zuhause in dir
Als ich über die Empörung hinweg war und in der Lage war, die Wahrheit seiner Beobachtung zu sehen, dachte ich: „Okay, dann mache ich diese Reise zu einer Reise zu mir selbst, um nicht mehr wegzulaufen. Ich will sie nutzen um die Geborgenheit und die Sicherheit in mir zu finden, die ich bisher immer in anderen Menschen und äußeren Umständen gesucht habe (wie z. B. einem unbefirsteten Arbeitsvertrag). Ich weiß, dass diese Art von Sicherheit „da draußen“ nicht existiert. Sie existiert in meinem Inneren und ich werde diese Reise machen, um sie zu finden, damit ich mich zu Hause fühlen kann, wo immer ich bin. Und damit ich mich an einem Ort (und in einer Beziehung) niederlassen kann, ohne meinen zukünftigen Partner und meine Umwelt mit der Forderung zu belasten, mich glücklich zu machen und eine Sicherheit zu bieten, die sie mir gar nicht geben können, wenn ich sie nicht auch in mir spüre.“
2016 | Das Jahr, in dem der Samen für diese Reise gesät wurde
Wie heißt es so schön: Sei vorsichtig mit deinen Wünschen, sie könnten erfüllt werden. Und das könnte ganz anders aussehen, als du vielleicht erwartet hast. Jedenfalls läuft das bei mir so. So z. B. Anfang des Jahres 2016, als ich Agni’s Vorhersage las (ich glaube jedenfalls, dass es war seine war), dass dies ein Jahr der Heilung sein würde. Ich dachte „Oh, das hört sich toll an!“ Ich schrieb außerdem drei Worte in großen fetten Buchstaben auf ein Poster, das ich über meinen Altar hängte. Es waren Qualitäten, die ich für wünschenswert hielt, und ich dachte, das Poster würde mir helfen, mich auf sie zu konzentrieren und sie so zu kultivieren. Die Wörter waren „Glücklichsein – Mut – Vertrauen“.
Heilung bedeutet manchmal Schmerz zu erkennen
Ratet mal, was in diesem Jahr passierte? Es bescherte mir viele Situationen, in denen Heilung stattfand – indem alter Schmerz an die Oberfläche kam, manchmal mit heftiger Gewalt. Es war ein Jahr, das mich mit vielen Situationen konfrontierte, in denen ich mutig sein musste. Es gab mir reichlich Gelegenheit, Vertrauen zu üben, weil nichts mehr übrig war. Vieles von dem, was in diesem Jahr geschah, war ein Schock und überhaupt nicht das, was ich vorhatte, als ich diese Worte schrieb oder den Begriff „Heilungsjahr“ hörte: Panikattacken zwangen mich, der Tatsache ins Auge zu sehen, dass ich ausgebrannt war, mein Arbeitgeber belagerte meinem Arzt mit Andeutungen, dass ich lediglich vorgäbe, krank zu sein, und erkannte, dass ich die Beziehung zu dem Mann auflösen musste, mit dem ich fast neun Jahre zusammengelebt hatte und dem ich erst drei Monate zuvor das Ja-Wort gegeben hatte.
Glücklichsein, auch wenn’s schmerzhaft ist
Und trotz alledem, ja, 2016 war auch ein Jahr voller glücklicher Momente. Und wie. Ich habe die Kristallheiler-Ausbildung bei Dauri Neumann absolviert. Es war ein echter Meilenstein für mich: Ich habe nicht nur erkannt, dass meine Wahrnehmung so viel besser war, als ich dachte und dass ich sehr gut darin bin, meiner Intuition zu folgen. Es hat mir auch gezeigt, dass dieser Teil von mir immer funktioniert, auch in Momenten wo ich körperlich und mental so überwältigt war, dass Einkaufen selbst mit einer Einkaufsliste nahezu ein Ding der Unmöglichkeit war. Diese Ausbildung zeigte mir auch, dass ich nicht nur Heiler geworden war, sondern dass Heilersein ein großer Teil von mir ist, der bereits existierte. Ich hatte ihn mit Dauris Hilfe enthüllt.
Intuition | Das Ding, das immer funktioniert, egal unter welchen Umständen
Zwischen den Ausbildungsblöcken sollten wir üben, indem wir Heilung gaben. Ich neigte zu dem Zeitpunkt ja noch mehr dazu, meine eigenen Fähigkeiten zu bezweifeln, aber irgendwie hatte ich kein Problem damit, einen Behandlungsraum bei Butik Ametist zu mieten, dem örtlichen Esoterikladen, der von der lieben Therese geführt wird. Mit genau dem richtigen Maß an Zuversicht und Naivität schuf ich ein Facebook-Event, fragte Therese, ob sie es auf ihrer Geschäftsseite teilen würde (was sie tat), und bat meine spirituellen Helfer, die Leute zu mir zu schicken, denen ich helfen könnte. Am ersten Tag gab ich fünf Behandlungen nacheinander und erkannte, dass vier mit ein paar Pausen dazwischen wahrscheinlich besser gewesen wären, aber hey: Ich war einfach so begeistert, dass die Leute tatsächlich an dem interessiert waren, was ich anzubieten hatte. Und dass ich die ganze Zeit die gleiche Sicherheit spüren konnte, die ich während der Ausbildung verspürte: Das bin ich, das kann ich. Ich kann mich nicht einmal erinnern, jemals zuvor in meinem Leben so gefühlt zu haben. Ich war immer der Typ gewesen, der super Leistung erbrachte und dabei permanent mit Selbstzweifeln kämpfte. Etwas zu tun und gleichzeitig zu fühlen, dass ich dazu in der Lage bin – das war neu. Das war definitiv ein großer, fetter, Glücklichmoment in diesem Jahr.
Meine Hochzeit | Keine Lüge, nur anders als ich es dachte
So seltsam es auch klingen mag: Auch die Hochzeit gehört zu den Glücklichmomenten des jahres. Es gab nie einen Moment, selbst während der Trennung, wo ich sie als eine Lüge empfand oder wo ich plötzlich entdeckte, dass ich an dem Tag doch Zweifel gehabt hatte (oder vielmehr in dieser Woche, wir hatten so viele Freunde und Familie, die uns schon vorher besuchten, dass es eher wie eine einwöchige Feier gewesen war). Es war einfach nicht das, wofür ich es gehalten hatte. Ich denke, es war eine Feier all der Liebe, die Peter und ich damals in unserem Leben hatten, und ich denke, es hat mein Herz dafür geöffnet, die Wahrheit zu akzeptieren, die ich an unserer Liebe aus den falschen Gründen festhielt. Nämlich aus Angst. Angst davor, in meinem Leben keine andere Quelle der Liebe zu haben, außer dieser einen. Und zwischen der Angst, dass es keine andere Liebe geben könnte, und der Wahrheit, dass wir einfach nicht als Paar zusammen gehörten, hatte die Angst immer gewonnen. Die Hochzeit zeigte mir, wie viel Liebe es für mich gab. Wie ich schon sagte, ich denke, das war nötig, damit ich der Wahrheit ins Auge sehen und loslassen konnte.
Wahrheit | Manchmal kommen glücklich und schmerzhaft im Kombi-Pack
Und das ist vielleicht das wichtigste „Glücklich“ dieses Jahres: die Wahrheit anzuerkennen. Ich erinnere mich, wie ich inmitten des Schmerzes und des Schocks der Erkenntnis dieser Wahrheit, die wir so lange verdrängt hatten, das Gefühl hatte, dass es endlich wieder gut war. Das war zwar nicht das, was ich gewollt hatte, aber genau das hatte ja das Leiden verursacht: meine ganze Energie darauf zu verwenden, zu versuchen etwas (oder jemanden) dazu zu zwingen, etwas anderes zu sein als es war. Wahrheit ist Glück, weil die Wahrheit Menschen und Dingen erlaubt zu sein, wer und was sie wirklich sind.
Unsere Wahrheit nicht zu leben, macht uns unglücklich
Ich meditiere morgens über das Mantra „Ich bin glücklich, ich bin Liebe, ich bin Licht“. Und obwohl ich nicht behaupten kann, dass ich dies zu allen Zeiten während des Tages spüre (logo, wenn ich es täte, brauchte ich nicht zu meditieren), glaube ich zu 100% an die Wahrheit dieses Mantras. Glück ist der Kern unseres Wesens. Gleichzeitig sind wir hier als ganz konkrete Wesen mit unterschiedlichen Qualitäten. Wie wir dieses Glücklichsein leben, ist für jeden anders. Wenn wir uns selbst versagen, unser individuelles Glück zum Ausdruck zu bringen (und ab und zu machen wir andere, besonders unsere Liebsten, zum Vorwand dies nicht zu tun), dann „fallen“ wir aus unserer Wahrheit „heraus“, und das macht uns unglücklich. Als wir uns trennten, war es die Anerkennung der Tatsache, dass wir das schon lange gemacht hatten. Und damit begannen wir wieder unsere Wahrheit zu leben, weshalb auch plötzlich das Gefühl wieder da war, dass alles wieder gut war, obwohl dieser Moment auch ein Tiefpunkt war.
Der Kreis schließt sich | Was die Lektionen des letzten Jahres mit heute zu tun haben
Während ich das hier schreibe, wundert sich ein Teil von mir: „OK, worauf willst du damit hinaus? Du schwafelst mal wieder nur rum, und wie oft willst du dir die Geschichte von 2016 eigentlich noch erzählen? Was hat das alles mit dem Hier und Jetzt zu tun?“ Und ich denke, ein Teil davon ist wahr: Ich bin gerne ausufernd, mich kurz zu halten erfordert viel mehr Arbeit als lange Texte, ich verliere mich in Details (gleichzeitig hilft mir jedoch genau das, um zum Kern der Dinge zu kommen). Aber abgesehen davon gibt es echte Gründe, warum 2016 hier und jetzt wieder auftaucht:
1. Manchmal ist es keine Frage der Liebe, ob man zusammen ein Leben aufbauen kann
Es war ziemlich genau vor einem Jahr, dass Peter und ich uns getrennt haben. Tatsächlich muss gerade jetzt die Zeit gewesen sein, als wir durch die Phase gingen, wo wir ständig weinten, über alles sprachen, und als ich mich fragte, wie es möglich sein könnte, dass es so viel Liebe zwischen zwei Menschen gibt und das dennoch nichts daran ändert, dass es nichts zu kitten gab, dass dies kein Neuanfang war, zumindest nicht zusammen.
2. Dich zu entscheiden, Dinge anders zu machen, bedeutet nicht, dass Du sofort weißt, wie es geht.
Obwohl ich allen, die mich fragten, wann ich meine Reise anfing, erzählte, dass sie bereits begonnen hatte, unterlag ich wohl auch einer gewissen Vorstellung von der Bedeutung der äußeren Reise, besonders von dem Teil, der mich weiter weg führte, zum andere Seite der Welt sozusagen. Jetzt, wo dieser Teil begonnen hat, bin ich mit der Realität konfrontiert, die ich bis jetzt zwar verstehen, aber nicht bis ins Knochenmark spüren konnte: dass es nur eine einzige Reise gibt, und zwar mein ganzes Leben. Die Entscheidung, die ich letztes Jahr getroffen habe, den Weg der Selbstverleugnung und des damit verbundenen Leidens zugunsten des Herzensweges zu verlassen, war nur der erste Schritt.
Bloß: dass ich mich zu diesem Schritt entschloss, bedeutete noch lange nicht, dass ich sofort wusste, wie es anders geht. Es ist ein Lernprozess. Und in dem bin ich jetzt. Und vor allem jetzt, wo ich recht schnelle Ortswechsel habe, wird mir eines ganz klar: Es geht um die Schritte im Inneren. Ich finde mich zur Zeit ständig in den gleichen Situationen wieder, egal wohin ich komme. Denn so wundervoll alles und jeder ist, fühle ich mich oft so fremd und voller Heimweh – manchmal so sehr, dass es körperlich schmerzt. Hier kommt das Weglaufen und das Sich-im-Innen-heimisch-Machen ins Spiel.
3. Wenn Du dir eine bestimmte Eigenschaft wünschst, wird sie dir nicht einfach serviert, sondern es werden dir Möglichkeiten gegeben, sie zu kultivieren.
Das bringt mich zurück zum Anfang des Jahres 2016, wo ich diese Worte Glück, Mut und Vertrauen über meinen Altar schrieb: Das Leben präsentierte mir Situationen, die mir dabei geholfen haben, diese Qualitäten zu kultivieren, weil ich sie mir gewünscht hatte. Das Leben präsentiert mir jetzt Situationen, von denen ich glaube, dass sie genau das sind, was ich brauche, um in mir den Weg nach Hause zu finden. Es gibt keinen anderen Weg, es zu finden, als mit Situationen konfrontiert zu sein, in denen es unmöglich ist, mich in der Illusion hinzugeben, dass ich es „dort draußen“ gefunden habe. Ich nehme an, dass ich mich deshalb derzeit so oft so fremd und heimatlos fühle, damit dieser Teil der Reise schneller geht. Denn die Vorstellung, die ganze Zeit nur mit diesem Thema zu verbringen … ich weiß nicht, ich glaube es geht um mehr. Nicht, dass ich mir einbilde, dass man gewisse Lebensthemen so ein für alle mal abhaken kann.
Sich selbst treu zu sein ist nicht immer einfach, aber sich untreu zu sein ist auf dauer schwerer
Da ist ein weiterer Aspekt, der mit 2016 zusammenhängt: Ich bin glücklich, auch wenn es gerade kein ständiges Picknick im Park ist, denn ich bin mir selbst treu, genau wie damals. Das ist zwar nicht immer einfach, aber ich entscheide mich lieber für Wahrhaftigkeit als für die Depression, die mit Selbstverleugnung einhergeht. Und es hilft, sich vor Augen zu halten, dass der wirklich schwierige Teil die Angst vor dem Unbekannten ist, es ist nie wirklich das Unbekannte.
Veränderung braucht Zeit, Rückschläge sind Teil des Lernprozesses
Es ist noch ziemlich neu, dass ich nicht mehr nach Stabilität „da draußen“ suche und meine Entscheidungen auf Kosten von Wahrhaftigkeit treffe. Wenn ich bedenke, dass ich so über 30 Jahren gelebt habe, dann ist es nicht so verwunderlich, dass ich mich von Zeit zu Zeit dabei ertappe, dass ich doch mal wieder die Umstände für mein Gefühl von Heimalosigkeit oder Entfremdung verantwortlich machen möchte. Es ist einfach Gewohnheit, das ist alles. Wenn ich das so sehe, kann ich anerkennen, was für ein Fortschritt es ist, dass ich dieses Heimweh-Gefühl inzwischen richtig interpretieren kann. Ich weiß, wenn ich es fühle, bedeutet das nicht, dass ich an einen bestimmten Ort zurück gehen sollte. Es bedeutet, dass ich nicht mit mir selbst in Kontakt bin. Glüklicherweise verfüge ich über Techniken, die mich wieder mit mir in Kontakt bringen, und ich habe das Glück, Menschen in meinem Leben zu haben, die mir helfen, wenn ich nicht alleine weiterkomme. Mit anderen Worten: Ich habe alles, was ich brauche.
Weglaufen vor mir selbst & Das Leben ist schön, wo immer ich bin | Die zwei Seiten der Wahrheit
Einer meiner wichtigsten Anker in dieser Hinsicht ist derzeit eine andere Wahrheit, auf die Jaruh mich aufmerksam gemacht hat: Das Leben ist schön, wo immer ich bin, wenn ich es mir so gestalte. Ich mag es, wie die beiden wichtigsten Erkenntnisse dieses Jahres (bisher jedenfalls) – dass ich vor mir selbst davonlaufe, und dass das Leben schön ist, wo immer ich bin – von derselben Person zu mir gebracht wurden. Danke Jaruh. (Siehste, auch wenn ich aus unseren Gesprächen mit Notizen gehe, die lauten „Ich bin eine Erdbeere“ oder „Mein Geist ist das Zentrum meines Nichts“, so erinnere ich mich doch an das wirklich Wichtige). Ich mag es auch, wie sie sich zu widersprechen scheinen, denn so ist die Wahrheit – sie ist immer beides.
Das Leben schön machen | Manchmal braucht man ein bisschen Hilfe
Hier bin ich jetzt: Ich habe in letzter Zeit nicht viel von mir hören lassen, weil der Beginn dieser Reise nicht ganz so wundervoll war, wie ich es erwartet hatte. Selbst wenn ich so in Dinge verstrickt bin, dass ich nicht weiß, was vor sich geht, wenn ich einfach nur der Welt die Schuld geben will und wenn ich wirklich nichts wertschätzen kann, dann will ich das dennoch nicht so mitteilen, denn ich weiß, dass es nicht die Wahrheit einer Situation ist. (Und ich möchte meine Mama wirklich nicht beunruhigen. Ich habe mich schon ziemlich weit aus dem Fenster gelehnt, als ich über die Lebensmittelvergiftung gepostet habe.) Doch wenn ich in einem solchen Zustand bin, habe ich auch das Gefühl, dass ich nicht einfach „etwas Fröhliches“ posten kann, weil es einfach nicht meiner Gefühlslage entspricht. So wenig wie ich Jammern mag, gefällt mir die Idee auch nicht, die Illusion zu erzeugen, dass alles gut ist, wenn ich es das gerade nicht wirklich spüren kann.
Deshalb bin ich sehr froh, dass ich mich wieder wie ich selbst fühle – glücklich. Es bedeutet, wenn ich mich daran erinnere, dass „das Leben schön ist, wo immer ich bin, wenn ich es so mache“, dann kommen Ideen zu mir, wie ich es schön kann. Das hat einfach nicht funktioniert, als ich zu Beginn dieser Reise in diesem Schockzustand war. Es bedeutet auch, dass ich Lust habe, mich wieder mitzuteilen.
Ich möchte mich bei meinem Mentor Irka bedanken, denn dies war eine der Situationen, in denen ich nicht in der Lage war, mich selbst an den Haaren aus dem Sumpf herauszuziehen. Sie war die Person, die mir geholfen hat zu verstehen, was vor sich ging und Rituale zu schaffen, die mir helfen, wieder mit mir selbst in Kontakt zu kommen und zu bleiben. Ich arbeite sehr gerne mit Irka, denn obwohl ich sie ursprünglich gebucht habe, um mir beim Start meiner Selbständigkeit zu helfen, glaube ich fest daran, dass sich das Leben nicht so fein säuberlich in verschiedene Schubladen aufteilen lässt. Ich glaube, dass alles zusammenhängt, und ich glaube, dass in jedem Lebensbereich, in dem wir nach Erfolg streben, unser Wohlsbefinden die Grundlage für alles ist. Ich schätze es sehr, eine Mentorin zu haben, die das weiß und die in der Lage ist, das ganze Bild zu sehen und auf allen Ebenen zu arbeiten. Danke, Irka!
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Was ist mit Road to Walden?
Als ich beschloss, Road to Walden als Titel dieses Blogs fallen zu lassen, lag es nicht daran, dass ich dachte, die Suche sei beendet. Ich werde immer auf diesem Weg sein, der nach Zuhause im Innen führt, während ich mir auch bewusst bin, dass genau das „Unterwegs“ auch das Zuhause ist.
Ich beschloss, den Titel zu ändern, weil er, abgesehen von den vielen wunderbaren Dingen, die Thoreaus Walden für mich darstellt, auch eine Vorstellung repräsentiert, die ich in diesem Stadium meines Lebens hinter mir lasse: die Vorstellung, dass die Suche nach Glück (= Zuhause) darin besteht herauszufinden, wie wenig man braucht, um zufrieden zu sein. Ich stimme immer noch zu, dass Glück nicht im „Zeug“ liegt, und ja, es stimmt, dass so vieles von dem, was wir tun, um uns einen Lebensstil zu leisten, von dem wir glauben, dass er notwendig ist, um uns glücklich zu machen, uns zum genauen Gegenteil führt. („Die Masse der Menschen führt ein Leben in stummer Verzweiflung„, wie Thoreau es so treffend beschreibt).
An diesem Punkt in meinem Leben ist die Frage, wie wenige Dinge es braucht um glücklich zu sein, nicht mehr so interessant, auch wenn ein Teil meines Verstandes immer noch dieses Spiel spielt („Werde ich mir auf dieser Reise neue Quellen für ein regelmäßiges Einkommen erschließen bevor mein Erspartes aufgebraucht ist?“ ist einer dieser Klassiker, die an manchen Tagen in der Wiederholungsschleife gespielt wird). So wie ich es sehe, müssen die beiden nicht miteinander verbunden sein. Ich bin nicht mehr daran interessiert, finanziellen Wohlstand und weltliche Besitztümer zu verurteilen. Es ist möglich, sehr wenig „Zeug“ und Geld zu haben und glücklich zu sein. Es ist möglich, sehr wenig zu haben und unglücklich zu sein. Es ist möglich, viel zu haben und glücklich zu sein, und es ist möglich, viel zu haben und unglücklich zu sein. Wie gesagt: das Experiment, wie wenig es braucht, um glücklich zu sein, ist meiner Meinung nach keine wirklich interessante Frage mehr.
Ich weiß, das mag seltsam klingen, weil es genau das ist, was ich gerade lebe. Ich besitze nicht mehr, als ich in meinen Rucksack packen kann und beweise mir jeden Tag, dass es sehr gut möglich ist, mit sehr wenigen Dingen glücklich zu sein. (Und ja, an manchen Tagen: Nicht so glücklich, aus allen möglichen Gründen). Wie immer zählt die Absicht dahinter. Ich glaube zwar wie gesagt, dass das Glück nicht in materiellen Dingen liegt, aber ich glaube auch, dass die Ablehnung materieller Dinge jedoch das Spiel nicht verändert – man spielt nur im anderen Team. Das Jagen von Reichtum und Gegenständen nur um der Sache willen ist für mich ebenso uninteressant wie ihre Verdammung, mit der Begründung, dass du weißt, dass sie dich nicht glücklich machen werden. Denn freudlose Askese ist auch nicht der Weg zum Glück. Ich denke, wenn man sich dadurch bestärkt fühlt zu sehen, dass man mit sehr wenig gut auskommen kann, dann ist dies eine freudvolle und somit wertvolle Erfahrung, und das ist definitiv auch ein Teil dieser Reise.
An diesem Punkt interessiert mich jedoch am meisten das Konzept des Loslassen. Ich bin daran interessiert, alles zu genießen, was das Leben zu bieten hat, einschließlich materiellen Wohlstandes, ohne es zu meinem goldenen Kalb zu machen. Ich weiß, das ist etwas sehr „modernes“ (The Secret / das Gesetz der Anziehung), und das war in dieser Form vermutlich einfach kein Thema der Zeit für Thoreau *. Road to Walden hat diesen Aspekt, der inzwischen für alle Bereiche meines Lebens zu einem Angelpunkt geworden ist, dementsprechend nicht wirklich zum Ausdruck gebracht.
sarineturhede.com ist eine offensichtliche Wahl – und manchmal sind die offensichtlichen Dinge eben genau richtig. Mein Weg ist immer noch von anderen inspiriert (und ich finde immer noch jede Menge Wahrheit in Walden, jedes Mal, wenn ich es mal wieder in die Hand nehme). Aber es ist eben mein Weg.
* Obwohl, wer weiß – Thoreau lebte nur ein Jahr und nicht sein ganzes Leben in Walden Pond. Vielleicht war also die Frage, mit wie wenig Besitz man auskommen kann, auch für ihn keine lebenslange Sinnfrage …
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Bangkok & Sydney| Die innere Reise
Am letzten Abend in Bangkok hatte ich eine ziemlich üble Lebensmittelvergiftung. Und dabei hatte ich an dem Abend gar nicht wie am Tag zuvor von einem dieser offenen Straßenstände gegessen, wo man ja vermuten könnte, dass sowas einem westlichen Magen schnell mal passieren kann. Ich war in einem Restaurant gewesen. Wie auch immer, jedenfalls war es eine schlaflose Nacht und ich hatte Sonntag echt Angst, es nicht zum Flughafen geschweige denn nach Australien zu schaffen.
Merke: Die Touristenattraktion Nr. 1 zu besuchen, ist keine ruhige Aktivität, auch wenn es sich dabei um einen Tempel handelt
Da ich um 12h aus dem Hotel auschecken musste (da war ich zum Glück nur noch schlapp, die ganzen „Entleerungsprozesse“ waren durch) und der Flug aber erst abends ging, dachte ich, es sei vielleicht eine gute Idee, etwas Ruhiges zu machen – wie zum Beispiel den Tempel mit dem riesigen liegenden Buddha zu besuchen. Rückblickend legt die Idee die Frage nahe, ob ich beim Entleeren meines Körpers nicht auch einige Teile meines Gehirns abgegeben habe … denn natürlich entsprachen weder der Tempel als Touristenattraktion Nr. 1 noch der Weg dorthin der Definition von „etwas Ruhiges“! Noch dazu involvierte der Weg dorthin Bootfahren. Es ging aber erstaunlich gut und ich sagte mir, wenn ich das hier schaffe, dann bekomme ich auch den Flug auf die Reihe. Die Übelkeit hielt sich zum Glück tatsächlich zurück. Schlimm war es nur, wenn es irgendwo nach Essen roch. Und dass ich nach dieser Nacht extrem durstig war, aber nur Minischlückchen trinken konnte, wenn ich das Wasser unten behalten wollte.
Hauptsache Leben – Hauptsache die richtige Cola!
Irgendwie ging es, nur auf dem Weg zum Flughafen kam dann nochmal eine Schreckensphase, in der mir so schlecht wurde, dass ich dachte, gleich jemanden um Hilfe bitten zu müssen. Das wollte ich wirklich nicht, denn das hätte mit Sicherheit bedeutet, dass ich den Flieger nicht schaffe und alles in mir wollte doch plötzlich nur noch weg aus dieser Stadt! Es ging zum Glück vorüber. Am Flughafen war dann nur noch große Müdigkeit – und ein unglaublicher Durst auf Coca Cola!? Ich trinke wirklich so gut wie nie Cola (und auch sonst keine Limo), deshalb war es ein bisschen lustig. Ich hatte wirklich ein suchtartiges Verlangen nach dem Zeug. Es musste aus irgendwelchen Gründen auch Coca Cola sein, also klapperte ich ein paar Läden ab (die meisten hatten nämlich Pepsi), um „die richtige“ Cola zu finden. Schon komisch, im einen Augenblick ist alles egal, Hauptsache Leben (oder Sterben, je nachdem, wie dramatisch man drauf ist) – und im nächsten Augenblick ist nichts wichtiger als die richtige Zuckerbrause zu finden … Das menschliche Leben, also echt ey!
Wieder aus dem Flugzeug geschickt – Das hätte ich sein können!?
Es wird noch ironischer: Im Flugzeug saß ich in der mittleren Reihe, außen an der Seite, dann waren zwei leere Sitze – und dann saß dort auf dem anderen äußeren Platz eine Frau, die ziemlich mitgenommen aussah. Es stellte sich heras, dass sie – na was wohl – eine Lebensmittelvergiftung hatte. Die Crew rief einen Arzt und sie musste den Flieger wieder verlassen. Abgesehen davon, dass ich Mitgefühl für die Frau empfand, war da natürlich auch der Gedanke: Das hätte ich sein können! Gott sei dank bin ich es nicht … So kam es, dass ich plötzlich in einer komplett leeren Reihe saß und mich sogar hinlegen konnte, was nach der Nacht davor echt ein Segen war. Ich wachte dann auch erst wieder zum Frühstück auf.
Alles nur Zufall – oder?
So endete also mein kurzer Bangkok-Aufenthalt mit einem ziemlichen Schock. Und du kennst mich inzwischen ja vielleicht gut genug um zu wissen, dass ich nicht an Zufälle glaube. Ich habe das Gefühl, dass das nicht einfach eine Lebensmittelvergiftung war, sondern das da einfach ein ziemlich gewaltiger Transformationsprozess im Körper am Werk war. Als ich 2007 für meine Auslandssemester nach Schweden aufbrach, hatte ich schlimmes Reisefieber, was ich mir überhaupt nicht erklären konnte, da ich bis dahin nie aufgeregt war zu reisen. Meine Eltern, die für den Abschied nach Bremen gekommen waren, sind sogar noch zur Apotheke gegangen, um Schmerzmittel zu besorgen. Ich bin „natürlich“ trotzdem geflogen – und in der Jugendherberge in Stockholm, wo ich Zwischenstop einlegte, ging es mir so elend wie noch nie in meinem Leben. In Sundsvall angekommen war dann alles wieder gut. Was mir damals nicht bewusst war war, was für eine große Bedeutung dieser Auslandsaufenthalt für den weiteren Verlauf meines Lebens haben würde. Ich hatte ja keine Ahnung, dass ich letztlich sechs Jahre in diesem Land leben würde, davon drei an dem Ort, an dem ich „zufällig“ meine Auslandssemester verbrachte …
Erklärungen machen es mir leichter, eine Situation zu akzeptieren
Ich denke, mit dieser Reise ist es ähnlich, wobei mir natürlich deutlicher im Bewusstsein steht, dass dies eine einschneidende und wegweisende Erfahrung in meinem Leben ist. Also bin ich nicht wirklich von diesem körperlich sehr anstrengenden Auftakt überrascht, auch wenn das den Schock des Erlebnisses nicht mildert. Immerhin, ich finde es immer tröstlich, eine Erklärung zu haben. Dann muss ich nicht auch noch in den Widerstand gehen und mich damit abmühen zu versuchen etwas zu bekämpfen, was ich sowieso nicht ändern kann.
Schlaflos in Sydney – Heimweh …
Der Schock kam aber nicht nur von der Lebensmittelvergiftung. Ich spürte, dass er noch hier in Australien andauerte. Durch die Zeitverschiebung und die damit einhergehende Schlafstörung (ich gehöre ja sowieso nicht zu den Menschen, die so ohne weiteres einschlafen können) fühlte ich mich zusätzlich angeschlagen und das wirkt sich natürlich auch auf den Geist aus. Dienstag Nacht, als ich schlaflos im Bett lag, war ich so richtig fertig. Ich fühlte mich so fehl am Platz (dabei bin ich sogar in einem richtig netten Airbnb gelandet, habe ein Zimmer bei einer Familie, so dass es mich ein bisschen an mein Austauschjahr in den USA erinnert, was ja wirklich eine sehr schöne Erfahrung war). Es fühlte sich an, als würde ich mich nirgends jemals wieder „richtig“ fühlen können.
… aber wo ist Zuhause?
Ich hatte richtig dolles Heimweh und gleichzeitig das Gefühl, dass das Gefühl sich gar nicht auf einen bestimmten Ort richtete. Bzw., sobald ich dachte „Ich will wieder nach xy“ (tatsächlich vermisse ich meistens die Natur in Schweden, wenn sich so ein Heimwehgefühl einschleicht), kam gleich das ganz deutliche Wissen, dass das nicht mein Zuhause ist. Dass, falls ich nun wirklich dem Gefühl nachgeben würde und mich entschließen, alles abzubrechen und ein Ticket nach wohin auch immer zu buchen, mich dann dort wieder das Gefühl überfallen würde, nicht „richtig“ dort zu sein.
Zuhause ist, wo du bist – Der wahre Grund für diese Reise
Ich hatte mich ja vor einer Weile mit der Frage beschäftigt, was der Sinn und Zweck dieser Reise ist. Auch wenn es stimmen mag, dass die Idee dazu aus einem gewissen Fluchtimpuls (nämlich genau dem Gefühl „Ich bin hier nicht richtig, also breche ich alle Zelte ab und gehe woanders hin“) geboren wurde, so war ich mir sicher, dass da auch noch etwas anderes hinter steckte. Denn auf einer tieferen Ebene, so meine Überzeugung, ist die Reise dennoch stimmig und sinnvoll. Also was ist der eigentliche Grund? Ich bin überzeugt, dass es darum geht, das Zuhause in mir zu finden. Denn das habe ich inzwischen über das Heimwehgefühl erkannt: es überkommt mich, wenn ich mich nicht spüren kann, wenn ich mich nicht in meiner Umgebung wiederfinden kann.
Wenn du dich in der Welt nicht erkennst, nimm deinen Platz ein
Die Welt ist unser Spiegel und wenn wir vor dem Spiegel stehen und wir uns darin nicht erkennen, dann ist das beängstigend. Aber der eigentliche Grund, warum wir uns nicht sehen können ist, dass wir unseren Raum nicht einnehmen. Dass wir uns in einer fremden Umgebung reflexartig erstmal zusammenziehen, anstatt uns auszudehnen, ist verständlich. Uns ist nicht sofort klar, wo und wie wir an diesem fremden Ort unseren Platz einnehmen können. In dieser Phase der Orientierungslosigkeit befand ich mich, als ich hier in Australien ankam.
Zugehörigkeitsgefühl und Heimatlosigkeit – beides liegt in dir, nicht in deiner Umgebung
Ich bin fest davon überzeugt, dass genau diese Erfahrung, so unangenehm sie sich im ersten Augenblick anfühlen mochte, wichtig für mich war. Denn sie gestattete es mir nicht, den Halt, den ich in meiner Vorstellung von „Zuhause“ suche, auf meine Umgebung zu projizieren. Denn das ist ja mein Muster, nicht wahr? Ich fühle mich an einem Ort wohl, ich nenne ihn Zuhause. Irgendwann beschleicht mich Unwohlsein, ich ziehe den Schlussatz, das hier ist nicht Zuhause, ich gehe weiter. Dabei ist es in Wahrheit ja so, dass das Wohlsein und das Unwohlsein, mein Zuhause und meine Heimatlosigkeit in mir liegen.
In dieser anfänglichen Phase der Orientierungslosigkeit war das Gefühl der Heimatlosigkeit einfach sehr stark – und auch das Leid daran. Als mir das klar wurde, verschwand nicht sofort das Gefühl des Verlorenseins, aber ich konnte mich immerhin darin erinnern, dass die Antwort auf mein Leid ist, meinen Raum einzunehmen. So kann ich mich wieder spüren und DAS ist das echte Zuhausegefühl.
Nimm deinen Raum ein – Sei das, was dir fehlt
Wie nimmt man den eigenen Raum ein? Für mich bedeutet es, erstmal zu beobachten, was genau es ist, das mir an dem jeweiligen Ort fehlt. Denn ich glaube, dass wir unseren Raum einnehmen (was das gleiche ist wie unsere Aufgabe erfüllen), wenn wir das in die Welt bringen, was wir in ihr vermissen. Es mag etwas kontra-intuitiv klingen, dass wir das sein sollen, was uns fehlt, aber je mehr ich diesen Glauben durch Taten auf die Probe stelle, desto mehr stelle ich fest: genau so funktioniert es. Wenn ich das für andere tue, was ich mir wünschte, dass jemand es für mich täte, dann stellt sich bei mir tatsächlich das Gefühl ein, nach dem ich mich sehne – als hätte ich das erhalten, was ich gegeben habe.
Ich vermisse oft ein Gefühl von Mütterlichkeit in meinem Leben, an den Orten, an denen ich mich befinde. Inzwischen weiß ich, dass dieses Gefühl ein Appell an mich ist. Sei fürsorglich zu anderen.
Ich sagte ja, dass mein airbnb ein Zimmer im Haus einer Familie ist. Nun ist es so, dass die Mutter diese Woche unterwegs ist. Der Vater und der Sohn sind sehr nett zu mir, aber im ersten Moment fand ich es dennoch schade, dass nicht auch eine Frau anwesend ist. Es dauerte einen Augenblick, bis ich verstand: du bist zwar nicht die Mutter, aber du bist jetzt hier. Und die Antwort, was ich hier tun kann, ist so einfach: dem Kind beim Spielen Gesellschaft leisten. Mir fehlt oft die Energie, wenn es darum geht, mit Kindern zu spielen. Aber das ist gar nicht von mir gefordert! Das Kind meiner Gastgeber ist schon total glücklich, wenn ich ihm zuhöre und ihm beim Spielen zuschaue. Als ich gestern von meinem Ausflug zurück kam, kam er auch sofort an die Tür und fiel mir zur Begrüßung um den Hals. Das hat mich sehr gefreut und mir wird immer mehr bewusst, dass ich oft völlig überzogene Vorstellungen davon habe, was die Welt von mir erwartet, welch große Taten ich vollbringen müsste um zu genügen oder „mein Potenzial zu erfüllen“.
Es sind die winzig kleinen Dinge die zählen und unser Lebenswerk ausmachen. Diejenigen, die den Alltag bestimmen – und das sind die ersten, die wir übersehen, wenn wir uns mit der Frage nach unserer Lebensaufgabe befassen, weil wir meinen, dass sich dahinter etwas unfassbar Außergewöhnliches verbergen müsste.
„Ich sehe dich“ ist eine meiner Lebensaufgaben. In welcher Form ich sie erfüllen darf, das präsentiert mir der Augenblick.
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Geplante Leichtigkeit
Wie wichtig Leichtigkeit für mich und meine Art mein Leben zu gestalten, ist eine noch recht neue Erkenntnis für mich. Ebenso die Einsicht, dass und wie sie sich mit einem gewissen Maß an Planung kombinieren lässt. Bisher lief das Ganze bei mir nach dem Zufallsprinzip und deswegen war meine gefühlte Lebensqualität sehr stimmungsabhängig. War ich gut drauf, lief alles gut. Ich hatte plötzlich gut bezahlte Fotoaufträge – und das, obwohl ich das noch nie gemacht hatte!? War ich schlecht drauf, lief alles was ich anfasste schief. Die Gefühlsachterbahn an sich ist schon anstrengend genug, wenn dann auch noch das Gefühl dazu kommt, dass ich nur an „guten Tagen“ gute Leistung erbringen kann, dann generiert das natürlich einen ungeheuren Druck und der Schleudergang wird zum Dauerprogramm.
Deshalb bin ich sehr froh und dankbar über die Erkenntnis, dass Leichtigkeit eben nicht bedeutet, davon abhängig zu sein, immer gut drauf zu sein. Leichtigkeit bedeutet einfach, mich zu öffnen, für das, was kommen will. Und wenn das mal ein Tag Regenwetter (oder eine Woche oder egal wie lange) ist, das dann in dem Vertrauen zu akzeptieren, dass es schon so seine Richtigkeit hat und das deswegen nicht alle meine Pläne für den Tag zum Scheitern verurteilt sind.
Die Beobachtung habe ich übrigens auch schon mehrfach gemacht, ohne sie richtig deuten zu können: manchmal gelingen mir Dinge an „schlechten Tagen“ besonders gut. Das war mir lange ein Rätsel, aber jetzt weiß ich, sie gelingen mir an denjenigen „schlechten Tagen“, an denen ich meinen Widerstand gegen mich selbst aufgebe. An den Tagen, an denen ich nachsichtig mit mir bin und mir sage, „Ja, dann tu dir jetzt einfach ein bisschen selber leid. Ist alles echt doof heute. Also mach einfach so gut du kannst und erwarte keine Höchstleistung.“ Das ist eben auch Leichtigkeit.
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Leichtigkeit, Freiheit & echte Sicherheit
Als mich am Anfang des Sommers einer meiner Mitbewohner fragte „Wovor läufst du eigentlich weg?“, verdrehte ich nur die Augen. Total fantasielos, fand ich. Als ob es keinen anderen Grund für eine Weltreise geben kann, als vor irgendetwas davon zu laufen! Pah, ich reise, weil ich reisen will. Punkt.
Und das stimmt, ich reise, weil ich reisen will. Aber inzwischen ist mir klar geworden: das andere stimmt auch. Ich liebe das Reisen und Umziehen deshalb, weil ich Veränderung liebe. Ich liebe das Gefühl, loszulassen, mich von altem Krempel zu trennen, irgendwohin zu kommen, wo ich von vorne anfangen kann. Ich liebe das Gefühl, jemandem zum ersten Mal zu begegnen und zu wissen, diese Person kennt mich noch nicht, ich kann ganz anders sein, als das Bild, das ich und alle, die mich kennen, von mir haben.
Das, wurde mir in der vergangenen Woche klar, ist Weglaufen vor sich selber. Mein Mitbewohner war ganz und gar nicht fantasielos, sondern hat mich einfach besser durchschaut als ich mich selbst. Wir sind halt selten so originell, wie wir denken (und das finde ehrlich gesagt sehr beruhigend). Und das alles ist total egal. Denn es geht nicht um die Wertung. Mich interessiert, was dahinter steckt. Es ist ja etwas Schönes, Freude am Loslassen und Neubeginn zu haben! Das ist Leichtigkeit und die wiederum ist ein essentieller Teil meines Wesens.
Aber so lange ich der Überzeugung bin, dass ich zur Leichtigkeit nur fähig bin, indem ich mich von Dingen, Menschen und Orten trenne, bin ich nicht frei. Und Freiheit und Leichtigkeit gehören zusammen.
Frei bin ich, wenn ich meine Leichtigkeit von innen heraus lebe. Wenn ich mich traue, mich für das zu öffnen, was mit Leichtigkeit zu mir/durch mich kommen will – ganz egal, ob das dem Bild entspricht, das ich oder andere von mir haben. Das kann dann natürlich auch ein Ortswechsel sein, oder eine neue Freundschaft oder was auch immer. Letztlich geht ist niemals um das „Was“ sondern immer um das „Wie“, die Intention/Energie dahinter.
Das Innen bestimmt das Außen. Davon bin ich überzeugt. So lange wir versuchen, ein Ungleichgewicht im unserem Inneren zu regulieren, indem wir am Außen herumschrauben, sind wir in einem Kreislauf gefangen, und können nicht wirklich unser Ziel erreichen.
Mein Ziel ist: Leichtigkeit leben. Mich öffnen, für das, was in diesem Moment entstehen will. Wenn der Moment vorüber ist: Loslassen, etwas Neuem Raum geben.
Ich bin, wie die meisten Menschen so sind: sehr sicherheitsbedürftig. Dabei verwechsle ich Sicherheit oft mit Routine, mit Regeln, mit Konformität. Ich liebe es Pläne zu machen und To-Do-Listen zu schreiben, ich mache mir manchmal sogar Stundenpläne für meinen Alltag. Das gibt mir ein Gefühl von Sicherheit. Da diese falsch verstandene Sicherheit aber nichts mit Leichtigkeit zu tun hat, kippt mein Gefühl in dem Moment, wo die Liste fertig vor mir liegt.
Auf einmal ist alles voller „Müssen“, die Pflicht ruft, der Ernst des Lebens steht vor der Tür und ist nicht zum Spaßen aufgelegt. Hilfe! Bloß weg hier! Aber ich bin ein pflichtbewusster und zuverlässiger Mensch, also quäle ich mich trotzdem durch meine Listen durch, absolviere mein Pflichtprogramm und gehe am Ende des Tages mit dem Gefühl ins Bett, betrogen worden zu sein: „Das kann es doch nicht gewesen sein!? So macht das Leben aber keinen Spaß!“
Als ich anfing, zu verstehen, dass für mich alles gut funktioniert, was ich mit Leichtigkeit angehe, entstand bei mir ein neues Missverständnis: ich dachte, ich kann nur noch das tun, worauf ich Lust habe, bzw., sollte allem nachgehen, wozu gerade ein Impuls auftaucht. Ich warf also sämtliche Pläne und Listen über Bord und begann, mich treiben zu lassen.
Zu einem gewissen Grad funktioniert das auch: Wenn ich den Tag damit beginne, etwas zu tun, was mir Spaß macht, kann ich Dinge, die einen eher pflichtmäßigen Beigeschmack haben, mit Leichtigkeit nebenher erledigen. Und manchmal ist es ja auch tatsächlich gut, Impulsen von Außen zu folgen, anstatt an Plänen festzuhalten, als ob sie in Stein gemeißelt wären.
Der Haken an der Sache war für mich, dass da ein Gefühl von Willkür entstand. Es war, als könnte ich mein Leben überhaupt nicht mehr bestimmen. Ich konnte keine Verabredungen treffen, weil ich nicht wusste, ob es sich am Dienstag in einer Woche für mich richtig anfühlen würde, eine Freundin zu treffen, oder ob dann nicht etwas ganz anderes angesagt sei. Woher soll ich das wissen, wenn doch alles aus dem Moment heraus entsteht?! Wenn ich mich dann doch verabredete, schaffte ich es nicht, die Verabredungen einzuhalten – plötzlich tauchte eben etwas anderes auf, und das würde es doch wohl nicht tun, wenn es nicht wichtiger wäre, oder?
Eine ebenso haarige Frage war, wie ich die Sache mit den alltäglichen Arbeiten funktionieren sollte. Wie sollte ich die erledigen können, wenn ich doch nichts gebacken bekomme, was ein Muss ist?! Bin ich etwa so eine kapriziöse Künstlerin, die nicht dazu geschaffen ist, sich mit weltlichen Dingen wie Wäschewaschen und Kochen zu befassen? Irgendwie erschien mir diese Schlussfolgerung nicht so ganz sauber, auch wenn der Gedanke zugegebenermaßen einen gewissen Reiz hatte …
Inzwischen ist mir klar geworden: Leichtigkeit kann zwar nicht erzwungen werden, aber die Leichtigkeit liegt nicht in der konkreten Tätigkeit. Sie liegt in der Herangehensweise. Es ist gut, sich nicht den ganzen Tag von morgens bis abends durchzutakten. Es ist weise, sich einen Spielraum für Unvorhergesehenes zu lassen! (Ich habe mal einen Kurs über Zeitmanagement gemacht, demzufolge man sich in einen Arbeitstag 1/3 der Zeit für unvorhergesehenes als Puffer einplanen sollte – hört sich erschreckend viel an, ist aber meiner Erfahrung nach schlichtweg realistische Planung.)
Allerdings können wir durchaus bestimmen, wofür wir uns Zeit/Raum geben wollen. Wir müssen nicht jedem Impuls, der von Außen an uns herangetragen wird, reflexartig hinterher springen, wie ein Hund einem Ball, den man wirft. Ich kann mich dazu entscheiden „Heute Vormittag nehme ich mir Zeit, mich mit den Hausaufgaben aus meinem Coaching zu befassen“. Die Kunst der Leichtigkeit liegt darin, mich dabei nicht durch Erwartungshaltungen an das Resultat einzuengen.
Wir entschließen uns einfach dazu, einen gewissen Raum zu betreten. Da braucht es Fokus, Vertrauen auf die innere Führung und die Entschlossenheit, bewusst eine Entscheidung zu treffen, was in diesem Augenblick wirklich wichtig ist. In diesem Punkt sollten wir offen sein für die Impulse aus dem Außen, aber wichtiger ist dennoch das Gefühl im Inneren: Was ist in diesem Augenblick wirklich wichtig? Ich glaube, wir wissen sehr wohl, wann eine Planänderung wirklich angemessen ist und wann wir uns selber belügen, weil wir uns vor etwas drücken wollen.
Wenn wir uns für einen Raum entscheiden und ihn öffnen, dann ist es wichtig, ihn mit Neugierde zu betreten. Mit Neugierde und dem Vertrauen zu, dass wir in ihm genau das Passende für uns und diesen Moment vorfinden werden, auch wenn wir es noch nicht vorhersehen können. Das ist Hingabe.
Wenn wir uns dann noch dann darauf einlassen können, das, was da kommt, in und durch uns wirken zu lassen, dann ist das Leichtigkeit. Plötzlich ist auch die Sicherheit da, – und zwar die echte! – die ich vergeblich in meinen Plänen und To-do-Listen suche: Ich spreche von der Sicherheit, die aus dem Vertrauen kommt, dass nicht wir/unser Verstand/unser Wille eine gewisse Leistung erbringen muss, sondern dass Leistung nichts anderes ist unsere Erlaubnis an eine gewisse Energie, durch uns zu wirken.
Mit diesen Schlüsseln können wir die großen wie die kleinen Lebensprojekte umsetzen – und sie gelingen gleichermaßen.