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Schönheit
Ich habe lange ein zwiegespaltenes Verhältnis zum Thema Schönheit gehabt, vor allem meiner eigenen, aber auch zu der Frage, ob sich wirklich in allem, was es auf dieser Erde so gibt, Schönheit finden lässt. Ob man sie überhaupt in allem finden darf. Welche Rolle spielt die Wahrnehmung? Was ist Schönheit überhaupt? Ist sie wichtig? Wie siehst du das? Hieran glaube ich:
Schönheit ist eine Frage der Wahrnehmung
Als mir eine gute Freundin vor ein paar Jahren von ihrem Vorhaben erzählte, sich einer kosmetischen Operation zu unterziehen, machte mich das nachdenklich. Dass Fremdwahrnehmung und die Selbstwahrnehmung unterschiedlich sind, ist mir schon klar. Sagt sich ja auch leicht. Aber irgendwie hat mir diese Situation vor Augen geführt, was das tatsächlich bedeutet. Diese Freundin war/ist nämlich für mich eine der schönsten Frauen, die ich kenne. Wenn diese wunderschöne Frau sich durch meine Augen sehen könnte, dann würde sie diese OP nicht machen wollen, dachte ich. Sie muss sich selbst also irgendwie anders wahrnehmen, denn ich zweifelte nicht daran, dass der Eingriff aus ihrer Perspektive positiv für sie war (und den Eindruck habe ich bis heute).
Was mich an der Situation wirklich traf, war vermutlich, dass sie mich mit der Frage konfrontierte, wie es denn um mein eigenes Selbstbild bestellt stand. Ich hatte zwar nicht vor, mich einer OP zu unterziehen, aber dass ich mit meinem Aussehen zufrieden gewesen wäre, wäre eine glatte Lüge gewesen. Auf gewisse Weise war meine Freundin da ehrlicher als ich. Denn ich war unzufrieden und gleichzeitig zu hochmütig um überhaupt irgendjemandem (vor allem mir selber) einzugestehen, dass Schönheit/die Zufriedenheit mit dem eigenen Aussehen sehr wohl auch für mich eine Rolle spielte.
Die Wahrnehmung der anderen wird niemals die Stimme in unserem Inneren übertönen
Sind chirurgische Eingriffe die Antwort auf diese Unzufriedenheit mit dem eigenen Aussehen? Ich weiß es nicht, ich denke, das kann jede/r nur für sich selbst beantworten. Worin ich aber sicher bin ist dies: Die Wahrnehmung der anderen wird niemals gegen die Stimme in unserem Inneren ankommen. Und es ist die Stimme in unserem Inneren, die bestimmt, wie wir uns selbst wahrnehmen und uns der Welt zeigen. Wenn ein operativer Eingriff dauerhaft die Stimme im Inneren überzeugen kann, dann ist das durchaus eine sinnvolle Maßnahme. Allerdings bin ich mir sicher, dass das bei mir nicht so funktionieren würde. Meine Zweifler-Stimme würde dann schnell etwas anders finden, was jetzt auch noch geändert werden müsste. Denn das ist ja ihr Wesen: zu zweifeln und zu kritisieren.
Es gibt mehr als nur eine Stimme in unserem Inneren – welcher schenken wir unser Vertrauen?
Um genau zu seien: es ist die Stimme in unserem Inneren, der wir unseren Glauben schenken, die bestimmt, wie wir uns fühlen und uns zeigen. Denn, ja, es gibt sie, die Stimme, die mir sagt ich solle mir bloß nichts einbilden, ich gehöre nie und nimmer zu den Schönen. Es gibt da allerdings noch eine andere Stimme in mir. Eine Stimme, die jedes Mal, wenn ich in den Spiegel schaue, nur Schönheit sieht. Mit anderen Worten: eine gefährliche Stimme, eine verführerische Lügnerin. Wehe, ich sollte mal auf sie hereinfallen – was für eine Schande wäre das, wenn jemand bemerken könnte, ich fände mich schön und dabei bin ich es doch gar nicht!?
Ein Körper, so viele verschiedene Wahrnehmungen. Wenn das bei meiner Freundin so ist, warum sollte es bei mir dann anders sein? Was, wenn die Lügnerin in mir keine Lügnerin ist? Was, wenn alle anderen mich bereits in meiner Schönheit erkennen und ich die einzige bin, die an einer anderen Wahrheit festhalten will? Oder was, wenn der einzige Grund, warum die anderen mich nicht in meiner Schönheit erkennen können, der ist, dass ich mich für die Stimme entscheide, die nur abfällig über mich denkt? Wenn es nicht eine Wahrheit über meinen Körper gibt, dann müsste ich doch eine wählen können? Was hindert mich dann daran, mich für etwas anderes als das schönste Bild meiner selbst zu entscheiden?
Schöne Frauen vs. Intelligente Frauen
Der Grund, weshalb ich mich nicht dafür entscheiden konnte, meine eigene Schönheit in ihrer Tiefe anzunehmen war folgender: ich war überzeugt, dass es zwei Kategorien von Frauen gäbe – intelligente und schöne. Intelligente Frauen mussten dieser Vorstellung nach zwar nicht zwangsläufig hässlich sein, aber sie durften eindeutig nicht zeigen, dass sie Wert auf ihr Äußeres legten. Das, so meinte ich, sei oberflächlich und oberflächlich ist dumm, weiß ja jede/r! Umgekehrt durften schöne Frauen zwar mit Intelligenz „überraschen“, aber so intelligent konnten sie ja doch nicht sein, denn sonst wären sie ja nicht so oberflächlich und würden so viel Wert auf ihr Äußeres legen … (Dass alle meine Freundinnen den Gegenbeweis lieferten, war irgendwie für meine Vorstellung nicht relevant. Für die anderen gelten eben doch andere Maßstäbe als für uns, nicht wahr?)
Neid – ein Hinweis darauf, was wir uns selbst nicht zu leben gestatten
Einige Zeit später entdeckte ich, dass ich neidisch war auf einen gewissen Typ von Frauen. Neid, das hatte ich zu dem Zeitpunkt verstanden, entsteht immer dann, wenn wir etwas bei anderen sehen, was wir uns selbst nicht gestatten zu leben. Was war das also für ein Typ von Frauen, über den ich mich so furchtbar aufregen konnte? Ganz einfach: es waren die Frauen, die so unverschämt waren, beides zu sein. Intelligent und schön. Es waren Frauen, denen ich via social media folgte, die kluge Texte schrieben, die mich tief berührten. Diese Frauen schrieben aber nicht nur toll, sie zeigten sich auch in ihren Bildern, auf eine natürlich schöne Weise. Nicht aufgebrezelt, aber gewisse Details an ihrer Aufmachung verrieten, dass es nicht nur darum ging, ihre natürliche Schönheit zu betonen, sondern die Welt auch wissen zu lassen: Ich sehe meine eigene Schönheit, ich weiß, wie ich sie betonen kann und ich teile beides mit dir – meine Schönheit und mein eigenes Bewusstsein dafür.
Der Sinn von Schönheit
Keine Frage, es gibt sie nach wie vor beide: den Teil in mir, der all meine Fehler sieht und der mir sagt, ich solle mir bloß nichts einbilden und den Teil, der meine Schönheit sieht und sich an ihr erfreut. Fest steht, dass es nur eine der beiden Stimmen es möglich macht, ein leichtes und freudiges Leben zu leben. Und darum geht es doch, nicht wahr?
Das Thema Schönheit beschäftigt mich aber nicht nur, wenn es um mein eigenes Äußeres geht, sondern auch um das meiner Umwelt. Ich mag es auch, meine Umgebung zu gestalten. „Mag“ ist eigentlich untertrieben – es ist mir ein Bedürfnis. Wie ein Raum gestaltet ist beeinflusst mein Wohlbefinden in hohem Grade. Bisher hatte ich auch zu diesem Bedürfnis nach Schönheit im Außen ein zwiespältiges Verhältnis. Ich dachte oft, dass ich mehr in Balance in meinem Inneren kommen müsste, damit es mich nicht so sehr beeinflusst, wie das Außen ist. Schönheit ist ja nett, aber so wichtig kann sie ja wohl nicht sein. Oder?
Gestern hörte ich mir Inshas Krafttier-Meditation an. Darin führte sie uns zum heiligen weißen Schmetterling, der uns für die Schönheit in der Welt und in uns öffnet. Während der Meditation sagte Insha einen Satz, der mich mein Verhältnis zur Schönheit plötzlich aus einer anderen Perspektive betrachten ließ: da wo wir Schönheit sehen, spüren wir Gott. Gott ist in der Schönheit – der Gedanke hat sich in mir so noch nie formuliert. Ich wusste sofort, dass er wahr ist.
Ich habe in letzter Zeit oft gedacht „Ja, das mit dem Mit-mir-selber-in-Kontakt-treten klappt ja schon ganz gut, aber was ist mit dem Kontakt zu Gott? Warum spüre ich nichts? Wo soll ich suchen?“. Als ich dann hörte, dass Gott in der Schönheit zu finden sei, konnte ich plötzlich verstehen, warum mir Schönheit so wichtig ist. In mir selbst, um mich herum – und was dieses Gefühl ist, dass diese Schönheit in mir auslöst. Diese Freude und die Leichtigkeit. Schönheit ist Harmonie, ist Frieden. Hallo Gott, hier bist du also! Plötzlich erschien es mir gar nicht mehr so sinnlos und dumm, Wert auf Schönheit zu legen, mich und die Welt nach ihr abzusuchen und sie anzunehmen.
Es ist mit der Welt genauso wie mit uns, unserem Aussehen, unserem Inneren: es gibt beides, das Hässliche und das Schöne. Alles, was falsch ist und alles, was gut ist – genau so, wie es ist. Der heilige weiße Schmetterling hilft uns dabei, die Schönheit zu erkennen. Er hilft uns, mit anderen Worten, Gott zu finden. In der Welt und in uns. Danke liebe Insha, dass du uns zueinander geführt hast.
PS: Wenn ich die Welt durch die Augen des heiligen weißen Schmetterlings betrachte, dann klingt sie und sieht aus wie „Welt der Wunder“ von Marteria. Und für dich?
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Von Verantwortung & Verletzlichkeit
Seit meiner Ankunft in Amritabha ist sehr viel in meinem Inneren passiert. Wie so oft habe ich dann den Impuls mich zurück zu ziehen und Kontakt eher zu meiden. Ich poste zwar immer noch ein paar Bilder, aber es ist mir nicht danach, mitzuteilen, was in meinem Inneren so vor sich geht. Ich sage mir, das ist gut so, es ist gut, sich zu schützen und nicht immer alles sofort in die Welt zu schicken, was man gerade so mitmacht. Ich schreibe vielleicht bereits in dem Moment, aber ich veröffentliche nur Posts, deren Inhalt für mein Empfinden so weit verarbeitet ist, dass ich das Gefühl habe, ich käme mit jeder denkbaren Reaktion klar. Ich dachte, das sei Selbstschutz.
Mir ist heute klar geworden, dass das nicht oder jedenfalls nicht mehr stimmt. Es bedeutet, dass ich mich nur in meinen guten Momenten zeige, den Rest dann erst präsentiere, wenn er zu einer Art Anekdote geworden ist und ich vermeintlich „über den Dingen stehe“. Das ist nicht authentisch. Das ist Fassade, das ist ein Bild von mir in die Welt schicken, wie ich gerne wäre oder wie ich glaube, dass ihr mich sehen wollt. Das hat eigentlich nur den Effekt, dass sich in mir noch mehr Druck aufstaut, der Version von mir, die ich vielleicht gerne wäre, gerecht zu werden.
Es fällt mir schwer, mich in meinen schwachen Augenblicken zu zeigen, wenn mich etwas trifft und mir die Tränen einfach hochschießen. Ich schäme mich für meine vermeintliche Schwäche (die eigentlich nur Verletzlichkeit ist) und möchte einfach nur allein sein. Und selbst dann fällt es mir schwer, den Schmerz rauszulassen.
Ich mache es auch meiner Umwelt nicht leichter, denn so sehr ich mich gegen meine Gefühle sträube, sie sind eben doch da und wollen gesehen werden. Wenn ich mich darum kümmere, sie ans Licht zu bringen, indem ich ihnen den benötigten Raum gebe, dann brauchen sie ihn sich nicht selbst zu erzwingen indem sie mir und auch anderen um die Ohren zu fliegen.
Es ist definitiv nicht hilfreich, wenn man gerade in einer Emotion feststeckt, sich dann zu ihrem Sprachrohr zu machen und einfach alles rauszulassen, was sie einem diktiert. Schon gar nicht, wenn die Emotion dann gerne andere für den eigenen Schmerz verantwortlich machen möchte. Es ist aber sehr wohl hilfreich auszudrücken, was die Emotion mit einem macht, also einen Schritt zurück zu treten, sich daran zu erinnern, dass man nicht die Emotion ist, sondern ihr Träger. Darüber zu sprechen ist sehr heilsam, für einen selbst und für alle anderen, denn wem fällt es schon leicht, sich in Verletzlichkeit und Verletztheit zu zeigen?
All die schönen Bilder, die ich von Amritabha gepostet habe sind echt. Deswegen geht es mir aber nicht permanent gut. Denn es ist auch ein Ort, an dem alte Wunden, von denen ich dachte, sie seien verheilt, nochmals aufbrechen. Einige Begegnungen haben mich diese Woche mit ein paar dieser Wunden konfrontiert und mich in richtig heftige emotionale Tiefs gestürzt. Es gab tatsächlich Augenblicke, in denen ich nur weg wollte, weil ich Angst vor der Vorstellung hatte, dass ich den ganzen Sommer in derartige Konfrontationen geraten könnte und ständig nur am Heulen sein würde. Mir war zwar schon klar, dass das nur der gekränkte Stolz war, aber die Emotion war eben auch da. Ich dachte, „Darüber darfst du nicht schreiben, dann machen Familie und Freunde sich nur Sorgen. Und die, die denken, du seist einer Sekte beigetreten, die werden sich doch nur bestätigt fühlen!? Das geht nicht!“
Womit ich in den letzten Tagen vor allen Dingen konfrontiert wurde ist die Tatsache, wie sehr ich es scheue, Verantwortung für mich zu übernehmen und durch mein Verhalten versuche diese Verantwortung auf andere abschiebe – was niemandem gut tut und auch nicht funktioniert. Euch vorzuenthalten, wenn es mir mal schlecht geht, ist ein Ausdruck dieser Verantwortungslosigkeit. Denn es ist doch so: wir können ja niemals wirklich die Verantwortung für unsere Gefühle abgeben. Und was es für Gefühle in anderen auslöst, wenn wir uns so zeigen, wie wir sind – egal ob freudig oder verletzt, das ist die Verantwortung der anderen. Ob ihr euch Sorgen macht oder nicht, liegt bei euch. Ich habe nicht das Recht es euch zu verbieten und warum sollte ich eigentlich daran zweifeln, dass ihr es ertragen könnt, mich in meinen schwachen Momenten zu sehen? Ebenso wie ihr das Recht habt zu denken, was ihr wollt über das was ich tue. Und warum sollte ich daran zweifeln, dass ihr genau wie ich eben auch nicht nur mit dem Kopf sondern auch mit dem Herzen wahrnehmen könnt? Euer Kopf mag ja skeptisch sein, wenn er von dem spirituellen Weg hört, den ich wähle. Aber wer bin ich daran zu zweifeln, dass auch euer Herz wahrnehmen kann, wie wahrhaftig meine Freude ist und wie gut der von mir gewählte Weg mir tut?
Es ist aber nicht nur das Unangenehme, was ich vermieden habe zu teilen, sondern auch das Freudige, wenn mein Kopf mir sagt, „Das ist zu abgefahren, was sollen die von dir denken, wenn du erzählst, dass du mit dem heiligen weißen Leguan meditierst?!“. Aber wisst ihr was? Ich möchte auch das Abgefahrene mit euch teilen und es einfach euch überlassen, was ihr darüber denkt! Denn es spielt keine Rolle, was der Kopf sagt. Mein Kopf findet ja vieles von dem, was ich so tue, auch seeehr merkwürdig. Aber wenn ich nicht Menschen begegnet wäre, die sich getraut hätten, über die abgefahrenen Dinge zu sprechen, an die sie glauben, wie hätte ich da entdecken sollen, dass ich auch an Einhörner und Feen und Drachen und, ja, auch heilige weiße Leguane glaube?
Deshalb möchte ich euch an dieser Stelle die Meditation mit dem heiligen weißen Leguan, geführt von Insha Holz, ans Herz legen. Insha leitet derzeit jeden Donnerstag Abend um 18.30h auf Facebook live Meditationen mit Krafttieren an. Mich berühren sie sehr, und gerade die Leguan-Meditation war sehr hilfreich, denn Insha erklärt darin sehr gut, was gerade energetisch so los ist – und das ist eine ganze Menge. Das war übrigens auch für meinen Kopf sehr hilfreich, um zu verstehen, warum ich diese Woche so „ausgetickt“ bin. Denn ob wir daran glauben oder nicht, wir sind alle von der großen Energieveränderung betroffen, die gerade stattfindet. Je bewusster wir mit ihr umgehen, desto leichter wird es. Alle bisherigen Krafttier-Meditationen mit Insha könnt ihr auf ihrer Facebook-Seite natürlich auch finden, und vielleicht habt ihr ja Lust, nächste Woche auch mit dabei zu sein und mit dem heiligen weißen Schmetterling zu meditieren.
Was auch sehr schön ist, sind die von Insha Holz geführten täglichen Meditationen im weltweiten Liebesnetzwerk. 8:15h, ebenfalls live, via Inshas Facebook-Seite. Ich fühle mich darin wirklich sehr verbunden – mit meiner eigenen Liebe, aber vor allem auch mit der aller TeilnehmerInnen und natürlich mit Insha. Ein schöner Start in den Tag! Es war übrigens Inshas heutige Welt-Liebes-Meditation, die mich erkennen ließ, warum es gut für alle ist, wenn wir uns stets so zeigen wie wir sind, und das im Zeigen der eigenen Verletzbarkeit erst unser Mut und unsere Stärke für die anderen sichtbar wird. Erst wenn wir es wagen, zu zeigen, dass wir verletzlich sind, haben wir überhaupt die Möglichkeit zu erfahren, dass es auch für diese Verletzlichkeit genügend Raum und Liebe gibt. Danke, Insha.
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Vom Wollen und Zufriedensein
„Es ist alles schon da“, ist die wiederkehrende Botschaft meines Lemurienkristalls. Das ist für mich gerade ein ganz wichtiger Schlüsselsatz. Ich habe oft das Gefühl, dass ich bereits alles habe, was ich brauche, um glücklich zu sein. Aber das spüre ich natürlich nicht immer. Das Wünschen, Wollen und Streben gehört ja auch zu uns und hat auch seinen Platz.
Mir wird allerdings immer deutlicher, dass das Wollen, das ich meist spüre zu angestrengt und zu anstrengend ist. Das es aus dem Nicht-gut-genug-Sein entspringt und nicht aus der reinen Freude daran, etwas zu erleben/schaffen. Für mich ist das das Kriterium, um zu überprüfen, ob meine Handlungen „gut“, d.h. meinem Ziel (Glücklichsein! Freude verbreiten!) dienlich sind. Denn es ist nicht so sehr die Handlung, sondern vielmehr die Intention, die das Resultat bestimmt. Alles, was ich aus dem Gefühl heraus tue, es sei so noch nicht (gut) genug, ich müsse noch mehr tun, um … – all das führt nur zu einem: nämlich zu noch mehr Gefühl von „Nicht (gut) genug“, „Noch mehr müssen“.
Dankbarkeit hingegen, also das würdigende Anerkennen dessen, was schon da ist, ist ein sehr machtvolles Werkzeug, um mit Leichtigkeit noch mehr Gutes anzuziehen.
Mir ist zum Beispiel kürzlich bewusst geworden, wie sehr ich Musik liebe. Ich halte mich für keine besonders gute Sängerin, aber ich singe sehr gerne. Jetzt bin ich „einfach so“ an einem Ort gelandet, an dem regelmäßig gesungen wird. Und zwar in genau der für mich passenden Form: es geht beim Bhajan-Singen nicht darum, dass nur die singen, die das ganz hervorragend können, sondern um die Hingabe, mit der alle singen. Das Singen bleiben zu lassen geht ja recht leicht mit der Ausrede „Ich kann nicht singen“. Aber zu sagen „Ich kann nicht hingebungsvoll singen“ klingt irgendwie nach keiner guten Ausrede, oder? Und kann man etwas eigentlich wirklich „schlecht“ machen, wenn man es mit Hingabe tut? Ich werde es wohl herausfinden …
Und wenn es sowieso nicht darum geht, etwas zu tun, um uns durch unsere Leistung um etwas (unsere Daseinsberechtigung zum Beispiel) verdient zu machen, sondern um mit unserer reinen Freude am Tun – Achtung, jetzt werde ich tatsächlich das G-Wort benutzen – Gott zu preisen, dann gilt folgendes, und zwar für alles: etwas nicht zu können, ist kein Grund es nicht zu tun. (Diese weisen Worte stammen übrigens nicht von mir, sondern von ALF, Meister des freudigen und leichten Lebens, Held meiner Kindheit.)
Alles ist schon da. Wir sind bereits versorgt. Also können wir alles, was wir tun, aus der Freude heraus und in Hingabe tun. Das Können und Verfeinern der Fertigkeit kommt dann vom Machen, von der Wertschätzung dessen, was wir bereits tun und können. Es kommt niemals vom Müssen oder Nicht-gut-genug-Sein.